Donnerstag, 29.09.2011
Ruhetag. Ich verbringe den Tag mit Kleinigkeiten, laufe kurz durch Cerdanyola del Valles, bringe aber nicht den Elan auf, mich in den Zug oder aufs Rad nach Barcelona zu setzen. Abends besuchen Adrian und ich noch einen Freund von Adrian, den ich auch kenne, einen Deutschen und kriegen spontan ein nettes Abendbrot serviert. Ein Tag ohne irgendwas hat gut getan.
Freitag, 30.09.2011
Heute geht es in Richtung Heimat. Morgens habe ich eigentlich viel Zeit, aber ich bin zeitig dran. Von Cerdanyola del Valles fahre ich knapp 25km nach Granollers. Kleine Stationen haben manchmal Vorteile, wenn man mit bepackten Fahrrädern unterwegs ist. Die Fahrt nach Granollers ist nicht besonders spektakulär, es geht sanft ein paar Meter hinauf ins Hinterland von Barcelona, viel zu sehen gibt es aber nicht. In Granoller suche ich zuerst den Bahnhof auf, um eine Fahrkarte zu kaufen. Ich sollte den Zug um ca. 13:45 Uhr nehmen, zwei Stunden später ist auch OK, noch zwei Stunden später wird es beim Umsteigen sehr eng.
Die nächste Verbindung ist schon um 11:48 Uhr und da ich Granollers beim Durchfahren nicht sonderlich interessant fand, nehme ich gleich diesen Zug. Da es keine Fahrstühle gibt und mir der Weg über die Gleise nicht gewährt wird, bin ich froh einen hilsbereiten Fahrgast zu finden, der mir beim Tragen des Rades über die Treppen zum richtigen Bahnsteig hilft. Auch der EInstieg in den Zug am Eingang für Behinderte beinhaltet noch immer eine große Stufe, aber auch hier finde ich Hilfe.
Interessant wird die Strecke erst, als der Zug kurz vor der französischen Grenze wieder in die Nähe der Küste kommt und tiefe Täler und Tunnel durchquert. In Cerbere ist das Aussteigen wegen eines niedrigeren Bahnsteigs noch komplizierter als das Einsteigen, wieder brauche ich Hilfe.Zum Glück aber ist Bahnsteig gleich am Hauptgebäude, so daß mir (vorerst) die Treppen erspart bleiben. Meinen Ausweis muß ich allerdings vorzeigen.
Der Versuch, hier endlich eine Fahrkarte für meine Anschlußverbindung in Luxemburg zu erstehen scheitert kläglich, hilflos deutet der Mann am Schalter nach der Suche nach dem Zug auf seinen Bildschirm, wo für diesen Zug keine Preise ausgeschrieben sind, so daß weder Ticketverkauf noch Reservierung möglich sind.
Vom Bahnhof rolle ich über bekannte Wege nach Cerbere an den Hafen, sehe nur das eine bereits getestete Restaurent geöffnet und entschließe mich, einfach erstmal um der Aussicht willen auf den Berg zur spanischen Grenze zu fahren. Die Steigung nehme ich mit etwas mehr Leichtigkeit als beim letzten mal, so ein Ruhetag wirkt WUnder – ich brauche mein kleinstes Kettenblatt nicht zu bemühen. Am Aussichtspunkt überlege ich, ob in Portbou vielleicht die besseren Möglichkeiten zu essen zu finden sind und fahre dann wirklich auf dieser Seite hinunten.
Portbou erweist sich als Glücksgriff, das Essen ist preiswerter und besser, es gibt ein offenes WLAN auf der Promenade und der Stand (Steine, kein Sand) bietet eine Dusche. Nach dem Essen drehe ich eine Runde in den Hafen, dann zurück zum Strand und nehme ein abschließendes Bad im Mittelmeer mit anschließénder Dusche. Erfrischend! Im Supermarkt erstehe ich noch ein paar Kekse, dann mache ich mich an den Rückweg nach Cerbere.
Von dieser Seite ist der Berg steiler. Aber auch das ist kein großes Problem. Ich kurbele die 170 Höhenmeter bei fünf bis sieben Prozent einfach hoch. An der Tankstelle kurz vor der Grenze trinke ich noch etwas, dann geht es auf der anderen Seite wieder hinunter. Leider etwas gebremst von hirnlosen Autofahrern, die unbedingt überholen müssen, bloß um mich dann in jeder Kurve auszubremsen. Liebe Autofahrer, einfache Physik: ein schmales einspuriges Fahrzeug kann enge Kurven schneller fahren, weil es ohne in den Gegenverkehr zu schießen die bessere Kurvenlinie nutzen kann. Überholt einfach, wenn die Abfahrt zuende ist.
In Cerbere kaufe ich mir etwas Wein und Verpflegung für die nächtliche Bahnfahrt, dann habe ich noch Zeit, um auf der Mole den Blick aufs Meer zu genießen, bevor ich gegen 19:30 Uhr am Bahnhof erscheine. Der Ticketverkäufer (der mir mein Ticket nicht verkaufen konnte), hatte mir den Tipp gegeben, daß der Stationschef mich vielleicht ohne Treppen zum richtigen Gleis bringen könne. Das kann er leider nicht, aber immerhin hilft er mir (auf Nachfrage), das Fahrrad die Treppen hoch und runter zu tragen und zeigt mir das richtige Gleis.
Der ZUg steht bereit, die meisten Wagen gehen nach Strasbourg, die wenigen Wagen nach Luxemburg sind ganz hinten. Ich stehe allein da, aber da ich ja viel Zeit habe, nehme ich das Gepäck ab, trage es in den Wagen, trage die Speedmachine hinein und bugsiere sie durch die sehr engen Türen ins Fahrradabteil, für das sie allerdings etwas zu lang ist. Das Bahnpersonal sagt zu meinem quer im Abteil stehenden Rad allerdings einfach: „Oui, Oui – c’est bon!“ – damit ist das Thema für mich erstmal erledigt.
Mein 6er-Liegeabteil der zweiten Klasse ist direkt neben meinem Fahrrad. Der Zug scheint um diese Jahreszeit nicht sehr stark ausgelastet: In meinem Abteil ist allein mein Bett vorbereitet, was zu heißen scheint, daß ich es für mich alleine habe. Ich mache mich während der Fahrt an den entsprechenden Umbau, so daß ich Platz zum Sitzen habe und nicht ganz so beengt unter dem anderen Bett liege. Vorher allerdings hänge ich noch einige Zeit am Fenster fest, denn die Küstenfahrt in den letzten Resten der Dämmerung ist ein durchaus sehenswertes Schauspiel.
Während der nächsten Stationen füllt sich der Zug ein wenig, ich nutze die Zeit, um noch diesen Blogartikel zu schreiben und mein Essen und den Wein hinreichend zu würdigen.
Auf dem Tacho stehen 46km.