Imst – Grainau

Im Hotel begann man den Tag recht entspannt, will sagen, das Frühstück wurde erst noch angerichtet, als wir im Raum erschienen. Wir beschlossen, die Zeit zu nutzen und den Supermarkt zu besuchen, aber der machte auch erst später auf. Dafür war bei unserer Rückkehr das Frühstück fertig.

Römerstraße mit Wagenspuren
Römerstraße mit Wagenspuren

Los ging es dann mit einem kurzen Anstieg auf der Hauptstraße, dann bogen wir auf kleinere Wege ab und waren schließlich zurück auf dem Track. Die Auswahl auf diesem Teilstück unserer Tour heisst entweder auf der oft nicht asphaltierten Via Claudia Augusta zu fahren oder aber auf die stark befahrene Strasse auszuweichen. Wir entscheiden uns für den Waldweg mit halbwegs verfestigtem Grund aus Kies oder Schotter.
Hinter Nassereith beginnt dann der Anstieg zum Fernpass. Dass dieser im Wesentlichen aus Schotter und Kies besteht und die Strasse definitiv aufgrund des Verkehrs keine Empfehlung ist, war aus der Planungsphase klar. Die teils wirklich heftigen Anstiege auf diesem Untergrund zwangen uns dann aber zu einigen Schiebepassagen. Dafür gab es schöne Aussichten, alte Gemäuer und ein Stück alter Römerstraße mit Wagenspuren zu sehen.

Die Zugspitze
Die Zugspitze

Nach dem Pass an der Strasse geht es dann noch einmal auf Forstwegen zum Pass auf der Römerstraße hinauf, der einige Meter höher liegt. Auf der Abfahrt mit recht grobem Schotter versagte – nach einer Abkühlpause – meine hintere Bremse, weil sich der Bremsbelag vom Bremssattel gelöst hatte. Die Strategie, auf Abfahrten die Geschwindigkeit mit der hinteren Bremse zu senken, so dass die vordere (beim Liegerad effektivere und sichere) möglichst kühl zur Verfügung steht, zahlte sich aus. Ich konnte problemlos stoppen und die Bremsbeläge wechseln.

In Biberwier verliessen wir unseren geplanten Track und bogen in Richtung Grainau ab, denn wir wollten die Zeit nutzen, um noch die Zugspitze zu besuchen. Eine deutliche Verschlechterung des Wetters war für die kommenden Tage angekündigt, so dass wir etwas umplanten. Den Urlaub mit einer Fahrt im Dauerregen zu beenden war nicht unser Ziel.

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Laatsch – Imst

Obwohl uns heute ein weiterer Pass bevorstand, starteten wir nicht allzu früh. Der Reschenpass liegt bei weitem nicht so hoch wie das Stilfserjoch.

Kühe auf dem Weg
Kühe auf dem Weg

Wir wussten, dass gerade im Anfangsbereich der Auffahrt auf dem Radweg einige steile Passagen dabei sein würden, aber dass wir quasi direkt nach ein paar hundert Metern, sofort nach dem Einbiegen auf den Radweg, mit Rampen von 15% und deutlich mehr konfrontiert werden würden, war uns so nicht bewusst gewesen.
Fast die gesamten Höhenmeter lagen auf den ersten paar Kilometern, erreicht man die Seen, gibt es nur noch ein sanftes auf und ab am Ufer bzw. über den eigentlichen Pass, der leider nicht gekennzeichnet ist, erst an der Grenze zu Österreich gibt es ein Schild an der Strasse, bereits diverse Meter niedriger als der “echte“ Pass auf dem Radweg.

Nach dem Pass geht es sanft hinab nach Nauders. Dort treffen wir auch einen anderen Liegeradler auf seinem Flux. Von Nauders geht es wieder ein wenig rauf zur Norbertshöhe, dann in Serpentinen wieder runter. Sofort fällt allerdings auf, dass die Radroute in Österreich nicht dieselbe Bedeutung hat wie in Italien: der Weg führt über Wirtschaftswege, teils über befahrene Landstraßen. Wenn diese einen Randstreifen für Radfahrer haben, ist er schmal und führt auch schon mal spontan im Gefälle auf schmale Bürgersteige.

Durch das Tal
Durch das Tal

Auch die gastronomische Infrastruktur am Radweg ist nicht so eng und optimal wie in Italien, so dass wir irgendwann den Kocher rausholen, um etwas zu essen. Es gibt schon Lokale, oft teure Hotels oder billige Döner-Pizza-Alles Läden von zweifelhafter Qualität. Was auch sofort negativ auffällt ist das im Gegensatz zu Deutschland oder auch Italien weniger strikte Nichtraucherschutzgesetz in Österreich.

Ausser einigen kleinen Anstiegen, eher Rampen, geht es im Wesentlichen bergab, wo der Weg gut ist, kommen wir schnell voran. Wir fahren bis nach Imst durch, denn das Wetter soll in den kommenden Tagen umschlagen und wir wollen auf jeden Fall den Fernpass mit seinen nicht asphaltierten Passagen schaffen, bevor uns Regen das Leben dort schwer macht.

Mühldorf – Venzone

Diesmal packten wir noch nicht alle Dinge vor dem Frühstück. Einige Sachen waren nach der gestrigen Regenfahrt schlicht noch feucht. Da sich die Wolken und die Nässe auf der Strasse ohnehin nur langsam verzog, liessen wir uns Zeit. Bei der Abreise fragten wir dann noch nach einem Fahrradladen und bekamen einen Hinweis auf einen Laden im nächsten Dorf – und nicht erst in Spittal.

Micha und die Berge
Micha und die Berge

Diesen Fahrradladen fanden wir auch problemlos an der Strecke, er war geöffnet und nahm sich auch recht zügig Michas Hinterrad vor. So konnten wir bald mit neuer Speiche und gut zentriertem Laufrad weiter fahren.
Der Weg bis Spittal war gut, zwischen Spittal und Villach gab es einige nicht asphaltierte Abschnitte, die wegen des gestrigen Wetters auch einige kleine Matschlöcher enthielten. Aber insgesamt besser als die Bundesstraße. Hinter Villach ging es zunächst an der in einen Lauf gepressten Drau entlang, zur einen Seite Autobahn, zur anderen Industrie. Da wir Hunger bekamen, zückten wir dennoch Vorräte und Kocher und genossen unser Reisgericht.

Nach wenigen Kilometern auf der (erträglichen) Bundesstraße bzw. dem Radweg daneben erreichten wir dann die Grenze nach Italien. Es gab eine steile Auffahrt, dann führte ein ziemlich guter Radweg oberhalb der Strasse entlang. Noch einige Kilometer später wurde daraus ein perfekter Bahnradweg. Anfänglich gab es noch einen sanften Anstieg, aber irgendwann wurde daraus ein Gefälle. Mit etwas über dreißig Kilometern pro Stunde rollten wir durch die Landschaft, die hinter jeder Biegung atemberaubender wurde.

Ciclovia Alpe-Adria
Ciclovia Alpe-Adria

In einem angrenzenden Ort gönnten wir uns eine kleine Kaffeepause, dann ging es weiter. An einem Aufstieg zurück zum Bahnradweg trafen wir zwei Rennradler, mit denen wir viele Kilometer mit 35 bis 45 km/h abwärts rauschten – dabei zückten wir immer wieder die Kameras. In den Tunnels ergänzten wir die stets vorhandene Beleuchtung zusätzlich durch eigenes Licht, was uns ein freundliches “Danke!“ mit Daumen hoch von den Rennradlern einbrachte.
Irgendwann war leider die Ausbaustrecke zu Ende, an dort ging es erst kurz entlang der Strasse, dann auf einen Weg, der aber seinerseits gerade über weite Teile noch Baustelle war – und somit herausfordernde Schotterpassagen enthielt. Am Ende hatten wir knapp 155km mit über 700hm in den Beinen und fanden eine nette Unterkunft.

Werfen – Mühldorf

Das Frühstück war ausgiebig, als guten Geschmack gab es für die Flaschen am Rad sogar einen guten Saft aus der Region. Die Sonne schien, der Himmel war blau. Und so ging es zurück auf den Track. Aus der Planung und Gesprächen mit anderen Radfahrern wussten wir: zunächst würde es noch relativ flach bleiben, dann aber standen noch diverse Höhenmeter auf dem Programm. Und einige davon ordentlich steil.

Blick aus dem Fenster am Morgen
Blick aus dem Fenster am Morgen

Der Radweg an der Salzach ist nicht überall asphaltiert, aber zumindest bei trockenem Wetter gut zu fahren. Es waren diverse andere Radfahrer unterwegs, die wenigsten aber Reiseradler, eher Mountainbikes, oft mit E-Antrieb. Dafür waren weite Teile des Weges frei von Autoverkehr. Beim Einbiegen in das Gasteinertal wurde es dann aber alsbald steil. Auf kleinen Wirtschaftswegen ging es bergauf. Aber selbst mit Asphalt sind 14-18 Prozent Steigung dann kein Klacks mehr.

Der Weg folgte oben am Berg einem ständigen auf und ab, während die Bundesstraße weiter unten relativ gleichmäßig anstieg. Wir hatten den Tipp bekommen, deswegen lieber auf dieser zu fahren – beim Anblick des Verkehrs waren wir sehr, sehr sicher, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, diesen Tipp nicht zu befolgen. So viele 14%-Steigungen gibt es selbst hier nicht, das ich mir sowas im Urlaub antun müsste.

Radweg an der Salzach
Radweg an der Salzach

Auf dem Weg überholten wir zwei ältere Damen, die wir später nach dem Durchqueren zweier Tunnel wieder trafen, als wir zum Mittag einkehrten. Wie sich herausstellte zwei Amerikanerinnen aus Portland, Oregon, deren Hobby offenbar Radtouren durch Europa waren. Wir trafen sie noch ein paar mal wieder, denn sobald wir Pause machten, holten die beiden uns immer wieder ein. Respekt!

Der Anstieg nach Bad Gastein und durch den Ort hatte es dann nochmal richtig in sich. Extrem kurvig und steil, wenig aber in so einer Situation spürbarer Autoverkehr. Zudem zogen dicke dunkle Wolken über die Berge, so dass der Regen nicht lange auf sich warten liess. Von Bad Gastein bis zum Bahnhof Böckstein ging es zwar nur noch sanft aufwärts, dafür feucht.

Wasserfall in Bad Gastein
Wasserfall in Bad Gastein

Ab Böckstein geht es ein kurzes Stück bis Mallnitz nur mit dem Zug weiter, selbst Autos werden hier auf den Zug verladen, weil keine Strasse existiert, sondern nur der Bahntunnel. Für uns eine willkommene Pause am höchsten Punkt dieser Alpenüberquerung. In Mallnitz war der Himmel leider noch dunkler, dumpfes Grollen rollte durch das Tal und Blitze zuckten an den Flanken der Berge. So zogen wir Regenzeug über gehen Nässe und Kälte.

Von Mallnitz geht es dann zunächst abwärts. Auf der Strasse. Der Regen peitscht ins Gesicht – und jenseits der 60km/h wird das dann auch leicht schmerzhaft. Übrigens tut es bei 70km/h nicht weniger weh. Mehr habe ich nicht getestet auf der kurvenreichen Strecke.

Im Tal kostet der Radweg dann wieder mehr Kraft, denn er windet sich links oder rechts der gleichmäßig fallenden Bundesstraße immer wieder den Hang hinauf. Da der Regen schlimmer wird, beschließen wir eine Unterkunft zu suchen. Die letzten paar Kilometer fahren wir auf der Strasse. Die Autofahrer sind hier auch nicht besser als in Deutschland.

Fun fact: als kleine Remineszenz an unsere Tour vom letzten Jahr braucht Micha eine neue Speiche im Hinterrad.

Rott am Inn – Werfen

Der Wecker ging um sieben, denn wir sollten bis acht das Zimmer frei machen. Wir zogen uns an und räumten unsere paar Dinge zusammen, dann ging es auf die Räder – zumindest für 150m bis zur Bäckerei zwecks Frühstück.

Pause nahe Kloster Seeon
Pause nahe Kloster Seeon

Von Rott am Inn ging es ein klein wenig nördlich, nach wenigen Kilometern waren wir zurück auf unserem Track. Dieser erwies sich als ziemlich hügelig, dennoch ging es gut voran, allein es zehrte an den Kräften. In Seeon, in Sichtweite des ehemaligen Klosters, machten wir eine kurze Pause. Das Café öffnete eigentlich erst später, wir wurden dennoch freundlich mit kalten Getränken bewirtet.
Weiter ging es, oft auf kleinen Strassen oder Wirtschaftswegen. Der Countdown mit den Restkilometern bis Salzburg ging mal quälend langsam, dann wieder rasend schnell der ersehnten null entgegen. In abnehmender Entfernung waren bereits die ersten Berge zu sehen. Nur 20km vor Salzburg kamen wir an einem netten Gasthaus vorbei, so dass wir zu einem guten Mittag kamen.

Salzburg
Salzburg

Der Grenzübertritt auf einer kleinen Brücke war unspektakulär, dann ging es auch schon direkt nach Salzburg, am Flughafen vorbei und quer durch’s Sptital. Schliesslich erreichten wir die Salzach, von der wir einen schönen Blick auf die Stadt hatten. Doch durchquerten wir Salzburg nur und folgten dem Radweg am Fluss entlang. Zwar zeigte der Steigungsmesser 0%, aber an der angezeigten Höhe und der gefahrenen Geschwindigkeit merkten wir doch, dass es langsam aufwärts ging. Als der Radweg allerdings vom Fluss abzweigte, ging es öfters auf teils steilen Rampen bergan, danach aber auch meist gleich wieder hinunter.

Der Pass Lueg war dann unser erster richtiger Pass. Der Anstieg neben der Strasse war noch harmlos, die letzte Rampe aber, da der Tunnel für Radfahrer nur eingeschränkt nutzbar ist, war extrem steil. Beim Gasthaus gönnten wir uns etwas zu trinken, ein Zimmer gab es leider nicht – und so rollten (und pedalierten teilweise auch kräftig aufwärts) die restlichen 15km bis Werfen, wo wir eine Bleibe fanden. Mit 135km und gut über 1000hm in den Beinen war es dann für den zweiten Tag auch genug.