Constância – Lissabon

Nach dem Frühstück startete auch die letzte Etappe zunächst mit einem Anstieg. Aus der ufernahen Altstadt von Constância musste ich zurück auf die Hauptstraße und fuhr über den Rio Zêzere.

Flache Landschaft, Alleen - fast wie zu Hause
Flache Landschaft, Alleen – fast wie zu Hause

Kurz hinter dem Ort bog ich zur Brücke ab und wechselte über den Tejo auf die andere Seite des Flusses. Nach einer kurzen Fahrt auf einer belebten Straße mit vielen LKW aber konnte ich auf kleineren Straßen weiterfahren. Die Temperaturen waren noch angenehm, stiegen aber schnell. Ab und zu kamen Autos oder Traktoren, aber insgesamt war ein stressfreies Weiterkommen möglich.

Bis Santarém war es auch flach, dort wechselte ich auf die andere Seite des Tejo zurück und wurde erst einmal mit einer gesperrten Straße, einer schlecht ausgeschilderten Umleitung und einer 12% Steigung auf die Hauptstraße zurück konfrontiert.

Auf dieser herrschte dann auch reger Verkehr mit vielen LKW, zudem gab es auch immer wieder Steigungen und Gefälle und gerade in den Orten auch keinen befahrbaren Seitenstreifen. Da wurde das ganze dann schon zu einem nervenaufreibenden Abenteuer.

Kurzer entspannender Uferradweg
Kurzer entspannender Uferradweg

Als ich Lissabon näher kam gab es glücklicherweise Möglichkeiten, auf kleinere Straßen auszuweichen, später sogar Radwege am Ufer des Tejo. In Lissabon selbst ging es für mich zunächst zum Bahnhof Santa Apollonia, denn ich wollte erst die Rückfahrt organisieren, um zu wissen, wie lange ich ein Hotel brauchen würde.

Eine Rückfahrt am Donnerstag oder Mittwoch war nicht machbar, denn die Radbeförderung im Nachtzug findet im einzeln genutzten Abteil statt (das ich ohnehin buchen wollte) und an den Tagen war nichts frei. Noch am gleichen Abend (Dienstag) zurück war keine Option für mich, obwohl noch etwas frei gewesen wäre, so blieb der Freitag. Am Samstag Vormittag in Frankreich wird es dann spannend mit der Weiterfahrt.

Angekommen in Lissabon
Angekommen in Lissabon

Da das zweite mal der Schaltzug Probleme bereitete, liess ich diesen während des Fahrkartenkaufs im benachbarten Radladen wechseln und vertrieb mir die Zeit noch im Clara Clara Café, wo ich mich um ein Hotel für die kommenden Tage kümmerte.

Die Fahrt durch Lissabon mit seinen Hügeln und Strassenbahnen war dann noch einmal anspruchsvoll, verlief aber reibungslos.

Valverde del Fresno – Constância

Ein spanisches Frühstück mit Tostado, Tomatenaufstrich, Schinken und Käse sowie Orangensaft und etwas Süßem startete den Tag. Da ich am Vortag schon Strecke aus dem „heutigen“ Abschnitt genommen hatte, blieben im Track etwa 80km bis zu einer Entscheidung, wohin ich heute wirklich fuhr.

Ländergrenze Spanien-Portugal
Ländergrenze Spanien-Portugal

Klar war auch: es wird noch einmal bergig. Keine riesigen Höhen, aber Höhenmeter ohne Ende und wohl auch das ein oder andere Stück mit ordentlichen Steigungen. Da wollte ich meine Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen.

Vom Hotel zurück auf den Track ging es gleich hoch, dann beruhigte sich alles etwas und ich kam unerwartet gut voran. Die rund 16km bis zur portugiesischen Grenze waren schnell geschafft. Bemerkung am Rande: das Smartphone hatte sofort die portugiesische Zeit, das Garmin macht den Zeitzonenwechsel offenbar nicht innerhalb einer Aktivität mit.

Staumauer
Staumauer

Bis Castelo Branco ging es auf einer mäßig befahrenen Straße entlang. Die Portugiesen überholen allerdings enger als die großzügig ausholenden Spanier und sie sind auch längst nicht so geduldig. Trotzdem verlief die Fahrt angenehm.

In Castelo Branco hieß es erst einmal Mittagessen. 80km durch hügelige Landschaft lagen ja bereits hinter mir. Dann ging es raus. Die Fahrt führte auf einer Nationalstraße parallel zur Autobahn. Irgendwann kündigte ein Schild eine Sackgasse an. Ich ließ mich nicht beirren und folgte meinem Track. Dort, wo die Sackgasse hätte sein sollen bog ein kleiner Serviceweg ab. Keine Beschilderung, keine Schranke verboten die Nutzung.

Der kleine Weg entlang der Autobahn hatte lediglich einen Haken: er folgte im Höhenprofil den Bergen und nicht der Autobahn, ging also kräftig auf und ab. Letztlich war er aber autofrei und die einzige fahrbare Alternative zur Autobahn. Noch ein weiteres Mal folgte eine Fake-Sackgasse, dann musste ich abbiegen und kam auf kleinen Straßen über einen Staudamm und in eine bergige Landschaft, die über weite Teile Zeichen verheerender Waldbrände zeigte. Auch auf dem Telefon kamen Warn-SMS wegen extremer Waldbrandgefahr.

Waldbrandspuren
Waldbrandspuren

Bei diesem Auf und ab, zumal ohne jeglichen Schatten, freute ich mich, als ich endlich Belver erreichte und eine Getränke- und Nachfüllpause machen konnte. Trotz des weiter hügeligen Geländes entschied ich mich für eine Fahrt ins 40km entfernte Constância – damit war gegenüber der Sollplanung ein ganzer Tag eingespart.

Allerdings standen damit 191 Kilometer und über 2400 Höhenmeter auf dem Tacho, ganz spurlos wird das nicht vorbeigehen. Aber die morgige Etappe liegt mit vielen flachen Passagen und 130km dafür in eher kleinerem Rahmen.

Salamanca – Valverde del Fresno

Erstaunlicherweise hatte wirklich schon eine Bar zum Frühstücken geöffnet, als ich Sonntag morgen um kurz nach acht in der Nähe meiner Unterkunft suchte. So Schäfte ich eine kleine Grundlage für die kommenden Kilometer.

Leere Nationalstrasse
Leere Nationalstrasse

Mein Track für heute war nur 90km lang, bis Ciudad Rodrigo. Das war der Tatsache geschuldet, dass danach bis zum nächsten größeren Ort 150km weiter nichts mehr kam. Ich hatte allerdings schon ausgemacht, dass es durchaus in kleinen Orten hier ein paar Gelegenheiten gab.

Aber zunächst machte ich mich auf in Richtung Ciudad Rodrigo. Der Weg führte auf einer grossen Nationalstrasse direkt parallel zur Autobahn. Am Sonntag zumindest war diese völlig leer, nur ab und zu mal ein paar Rennradler auf der Piste. Eine größere Gruppe fuhr aber bereits kurz hinter Salamanca in eine andere Richtung, mit einem anderen lieferte ich mir in hügeligem Gelände ein spannendes Rennen auf den ersten rund 50 Kilometern. In jeder Steigung holte er wieder auf. Der sportliche Ehrgeiz trieb mich zu einiger Leistung.

So kam es, dass ich nach nicht ganz drei Stunden bereits knapp 90km weiter in Ciudad Rodrigo ein Mittagessen zu mir nahm und mir Gedanken machte, bis wohin ich weiterfahren konnte.

Abfahrt nach Valverde del Fresno
Abfahrt nach Valverde del Fresno

Das Gelände hielt ab hier auf kleineren Straßen mehr Steigungen bereit, zudem hatte ich doch einige Körner verschossen auf dem Ritt nach Ciudad Rodrigo. In Navasfrias gab es nichts mehr, so nahm ich noch die Fahrt über den nächsten kleinen Pass und dann hinab nach Valverde del Fresno auf mich.

Dort hatte ich ein schönes Hotel mit Pool gefunden, in den ich zu passender Zeit ankam. Ein wenig ausruhen, ein Bad im Pool, etwas Zeit auf der Terrasse und dann kam auch schon das Abendessen um 21 Uhr an die Reihe.

Anschließend fiel ich totmüde ins Bett.

Valladolid – Salamanca

Ich war spät eingeschlafen und wachte auch spät auf. Nach frühstücken und packen war es fast schon 10 Uhr, als ich endlich los kam.

Straße mit Bäumen und Schatten
Straße mit Bäumen und Schatten

Aus der Stadt heraus führte ein breiter und guter Radweg, der von Radfahrern und Skatern offenbar als Trainingsstrecke genutzt wird. Als ich diesen dann verließ und auf eine andere Straße sonnig, war auf dieser allerdings auch relativ wenig Verkehr, auch wenn sie nach ihrer Einordnung eine Hauptverkehrsstraße sein sollte – allerdings ist es ja auch Samstag.

Die heutige Etappe war, von ein paar Hügeln abgesehen, relativ flach, wenn im Gesamtprofil auch etwas ansteigend. Trotzdem kam ich recht gut voran. Im Gegensatz zu den letzten Tagen veränderte sich die Landschaft auch sonst. Hatte ich auf den letzten Etappen viele abgeerntete Felder gehabt, gab es heute vereinzelt kleine Baumgruppen und vor allem eines: Wein.

Wein soweit das Auge reicht
Wein soweit das Auge reicht

Ich fuhr dutzende Kilometer durch Weingüter, links und rechts waren die Felder bis zum Horizont zu sehen. Auf der Straße klebten die Reifen an den Resten der von den Erntewagen gefallenen Trauben, die sich als glänzender dunkler Belag auf dem Asphalt verteilten. Immer wieder standen neben der Straße große moderne Gebäude, in denen die Trauben gleich vor Ort verarbeitet wurden (das legte zumindest der Geruch nahe). Aus Gepäckgründen müsste ich leider davon absehen, mich in den Venta directa, den Werksverkäufen, einzudecken und aus Gründen der sicheren Teilnahme am Straßenverkehr verzichtete ich auch auf eine Verkostung.

Was leider nicht so bald an der Strecke lag, war ein Ort mit Bar, speziell einer Bar mit Essensangebot. Und so kam ich erst bei 90km dazu, ein paar Tapas zu erstehen. Mein Körper hat sich allerdings in den letzten zwei Wochen gut genug an die abgeforderte Leistung gewöhnt, so daß dies gerade beim heutigen Streckenprofil unproblematisch blieb.

Salamanca, Plaza Mayor
Salamanca, Plaza Mayor

Insgesamt standen bis Salamanca nur knapp 130km auf dem Plan, nach dem Mittag ging es also auf eine kurze Etappe. Ich hatte mir auch entsprechend Zeit gelassen. In Salamanca drehte ich eine kleine Runde, suchte mir dann ein Hotel und machte mich frisch, bevor ich zum Supermarkt ging, um dem morgigen Sonntag vorzubeugen und mich mit Wasser und Saft eindeckte.

Ein Stadtrundgang mit anschließendem Abendessen in der schönen Altstadt rundete den Tag ab.

Burgos – Valladolid

Offenbar hatte ich Schlaf nötig, denn ich wachte später als normal auf. Dennoch schaffte ich es, mit Packen und Frühstück um halb zehn loszufahren.

Endlose Straßen, viele neu
Endlose Straßen, viele neu

Der nächste größere Ort auf der Route war Valladolid und mit 138km eine angenehme Tagesetappe entfernt, geht man davon aus, dass mein grober Zeitplan nur noch 125km am Tag verlangt. Das Problem ist hier eher die dünne Besiedlung, ich bezweifle, dass es ausserhalb meiner größeren Punkte auf dem Track überhaupt verlässlich Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Die Orte, durch die ich derzeit komme, haben bestenfalls noch eine kleine Bar, mehr Infrastruktur selten. Aus der Pilgerregion bin ich hinter Burgos wie es scheint raus. Die Frage nach Camino oder Compostela kam heute jedenfalls nicht mehr auf. Genausowenig wie Leute, die irgendetwas außer spanisch sprechen.

Nach dem Start ging es zwar ein paar Meter bergauf, aber insgesamt ist die Landschaft flacher, wenn auch hügelig. So gibt es nur kurze und meist sehr humane Anstiege und immer wieder schöne Abfahrten. Sonst gibt es wenig, worüber ich schreiben könnte. Ich kam gut voran, fuhr auf Straßen, auf denen vielleicht alle 20min mal ein Auto kommt. Irgendwann fand ich einen kleinen Ort mit einer Bar, die Sandwiches und Tapas bot, so dass ich mich verpflegen konnte.

Ghost Rider
Ghost Rider

Bei der Einfahrt nach Valladolid machte ich noch an den beiden Bahnhöfen Station, dann bezog ich mein Hotel in der Innenstadt. Es gab noch einen Stadtrundgang und einen kurzen Einkauf, schliesslich ein Abendessen, dann fiel ich müde ins Bett.

Die andauernde Sonne fordert ihren Tribut, alles eincremen ist gut, aber meine Unterlippe ist sonnenverbrannt. Ich fahre mit Buff als Schutz für den Mund (und die Nase).