SPEZI 2012: Die Messe

Der Morgen im Gasthof begann gemütlich. Beim Frühstück traf ich auf weitere SPEZI-Besucher, die bereits meine Speedmachine entdeckt hatten. Das angeregte Gespräch führte schließlich auch dazu, daß ich später als ursprünglich geplant von Bellheim nach Germersheim fuhr. Das erwies sich allerdings als nicht allzu schlimm, denn mittlerweile war die sonst zur Öffnung sehr lange Schlange an den Kassen wieder deutlich geschrumpft.

Als erstes verschaffte ich mir einen Überblick in Halle 1 und 2, erkundete das Außengelände und machte einen Abstecher in Halle 3. Oft viel spannender als die Stände der großen Hersteller sind die Räder, die im ganzen Bereich an den verschiedenen Laternen und Zäunen abgestellt sind. Ein solche Masse von Liegerädern, Velomobilen und anderen Konstruktionen findet man sonst nichteinmal bei Rennen auf einem Haufen, denn hier ist vom Prototypen und der Einzeleigenanfertigung über die Alltagsfahrzeuge bis zur Rennmaschine einfach alles vertreten.

Und was die SPEZI daneben noch ausmacht: Die Leute, die man trifft. Unbekante, mit denen man über das ein oder andere Rad ins Gespräch gerät, Leute, die einem schon auf der letzten SPEZI über den Weg liefen und natürlich die altbekannten Gesichter derer, die man eigentlich auf allen Veranstaltungen dieser Szene immer wieder trifft.

Die Stände waren diesmal etwas anders verteilt, mir fehlte ein wenig die Velomobil-Schaufläche. Die üblichen (deutschen) Branchengrößen waren im gewohnten Ausmaß vertreten, die niederländische Fraktion hatte sich deutlich verkleinert. Natürlich dominierten weiterhin die Trikes das Angebot, schade daß die normalen Liegeräder dadurch an vielen Stellen etwas in den Hintergrund treten. Neben ein paar Neulingen hatte vor allem Troytec einiges an Innovation und Änderung der Produktpalette zu bieten, bei den größeren Herstellern beschränkte es sich an vielen Stellen eher auf Detailverbesserungen – oder es ging um den Trend der Elektroräder.

Für mich persönlich war vor allen Interessant, in diesem Jahr endlich auf dem Azub Max mit 80mm-Federgabel probefahren zu können (im letzten Jahr hatte ich ja nur die Chance mit Starrgabel zu fahren). Leider blieb mir nicht genug Zeit, das auch nochmal an sandigen oder geschotterten Wegen auszutesten, da vertraue ich aber meinem letztjährigen Urteil, diesmal wollte ich es vor allem von Geometrie und Höhe wissen, wenn die Federgabel dazu kommt. Definitiv: Das Azub Max ist dann hoch. Bei den ersten paar Versuchen anzuhalten war immer ein gewisser Überraschungseffekt dabei, wenn das Bein dann doch noch nicht am Boden war. Aber schon nach ein paa Minuten Gewöhnung ging das problemlos. Der Konfort mit soviel Ferderweg und den großen Reifen ist unvergleichlich, aber auch die Fahrstabilität des Rades überzeugte mich wieder. Ein Azub Max mit Tiller-Lenker und ausgewählten Federkomponenten kann ich mir sehr gut als Rad auch für ausgiebige Touren abseits geteerter Straßen vorstellen.

Abends setzte sich die Fraktion der twitternden Berliner Liegeradler noch zu einer guten Paella zusammen, nach guter Unterhaltung und vielen Eindrücken von der Messe ging es für mich nicht allzu spät zurück nach Bellheim.

SPEZI 2012: Die Anfahrt

Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo meine Frühjahrstour ja am Rhein entlang zur SPEZI führte, wählte ich in diesem Jahr die SPEZI als Startpunkt einer kleinen Tour. Die Fahrt nach Germersheim – oder in die Nähe – mit der Bahn ist von Berlin aus allerdings eine zeitfressende Angelegenheit, wenn man ein Fahrrad dabei hat und keinen ICE nutzen kann. Ich vermeide gern häufiges Umsteigen, auch wenn es dann gerade auf dieser Verbindung noch etwas länger dauert: Morgens um kurz nach halb neun ging es mit dem IC nach Hannover, dort hatte ich fast eineinhalb Stunden Aufenthalt, bevor es gegen 12 Uhr dann in Richtung Heidelberg weiterging. Die Zeit nutzte ich für ein kleines Frühstück. In Hannover stiegen sehr viele Tourenradler in den IC nach Heidelberg. Ungewohnterweise ging das trotzdem sehr zivilisiert und stressfrei vonstatten – und die meisten stiegen schon in Göttingen wieder aus, so daß sich die Situation deutlich entspannte.

Um 20 nach vier kam ich in Heidelberg an und hatte noch knapp 50km Fahrt nach Bellheim vor mir. Das Regengebiet war mit ein wenig Tröpfelei über den Zug hinweggezogen und so war es zwar bewölkt, aber mit fast 25°C angenehm warm und trocken.

Die Ausfallstraße aus Heidelberg war nicht gerade der Spaß: Laut und nervig, der begleitende Radweg bot einige Schikanen. Doch zum Glück bog ich bald auf den Eurapradweg ab und hatte dann viele straßenfreie Kilometer vor mir. Zwar gab es ein paar nicht asphaltierte Stellen, diese waren aber gut befestigt und problemlos fahrbar.

Irgendwann sah ich in der Ferne eine bunt bekleidete Gruppe vor mir und wähnte dort Rennradler bei einer Pinkel- oder Riegelpause – als ich näher kam erkannte ich dann allerdings, daß es sich um Erntehelfer bei der Arbeit handelte. Tja, das war nix mit dem Windschatten.

Erst südlich von Hockenheim führte mich meine Strecke wieder über Straßen, meist gut fahrbare begleitende Radwege oder sehr ruhige Landstraßen ohne großen Verkehr.  Vorbei am Kernkraftwerk Philippsburg fuhr ich bei Germersheim über den Rhein. Bei der Fahrt durch die Stadt machte ich eine kurze Aufwartung auf dem SPEZI-Gelände, nach nichtmal zwei Stunden Fahrt erreichte ich mein Quartier in Bellheim.

Ich legte nur kurz das Gepäck ab, dann fuhr ich zurück nach Germersheim und kehrte beim Pre-SPEZI-Treffen im Ruderclub Rhenania ein. Dort traf ich auf viele altbekannte Gesichter der letzten Jahre und auch Klaus hatte sich bereits eingefunden. Nach einem guten Essen machte ich mich allerdings nicht allzu spät auf den Weg zurück nach Bellheim, denn ich war recht müde.

Südwest 2011: Im Überblick

Die Tour war für mich ein voller Erfolg. Die Rahmenbedingungen stimmten, meine Planung hat gut gepasst und vor allem war die Tour für mich persönlich sehr wichtig: Nachdem einiges nicht so gelaufen ist, wie es sollte, war das der gefühlte Befreiungsschlag, mit dem ich den Fluch losgeworden bin, der auf mir zu lasten schien. So anstrengend es zwischendurch auch manchmal war, so gut fühle ich mich jetzt, wo es geschafft ist. Ich habe neue Kraft und neue Motivation geschöpft und Ideen, die für einige Zeit und einige Touren reichen.

Dreigeteilt

Deutschland

Die Tour durch Deutschland war für mich die Woche zum Einfahren. Gefolgt bin ich im Großen und Ganzen Radweit-Routen, an der ein oder anderen Stelle mit Modifikationen. Der Hauptbestandteil waren also ruhige Landstraßen, zu einigen Teilen konnte ich auch ein paar gut ausgebaute Radwege nutzen. Das Berliner Umland ist flach, nach und nach wird die Landschaft welliger, bis das Mittelgebirge in der Mitte des Landes erreicht ist. Natürlich sind ein paar Steigungen zu überwinden, im Großen und Ganzen bleibt die Strecke aber problemlos fahrbar. Steigungen jenseits von fünf Prozent kommen nur selten vor, alle Steigungen sind relativ kurz, da man sich nach und nach weiter nach oben begibt. Alles bleibt fernab echter Berge.

Kaum verläßt man den bergigen Bereich, kommt der einzige Wermutstropfen: Die Durchquerung des Rhein-Main-Gebietes. Von kurz vor Hanau bis hinter Darmstadt macht die Fahrerei wenig Spaß. Auf vorherigen Rat (und weil ich durch meinen Krankheitsausfall ohnehin an geeigneter Stelle festsaß) durchquerte ich diesen Bereich innerhlab eines Nachmittags. Ab Pfungstadt bis zum Rhein und dort bis Karlsruhe habe ich den eigentlich gut fahrbaren Weg nur durch ein paar Ortsdurchfahrten verlangsamt, die ich aus der Nachbetrachtung vieleicht lieber hätte umfahren sollen.

Südwest 2011: Durch Deutschland

Frankreich: Vom Rhein zur Rhone

Hier begann der Urlaub für mich. Schon kurz hinter Karlsruhe habe ich wieder sehr viele nette radwege oder sehr ruhige Straßen gehabt bis Mulhouse und bin dann dort auf den EV8 eingebogen. Der Radweg am Rhein-Rhone-Kanal ist grandios. Ich habe ihn bei dieser Reise ja vor allem als problemlos fahrbare Strecke genutzt, um mit möglichst wenig Höhenmetern und Autoverkehr in kurzer Zeit in Gefilde mit sichererer Wetterlage zu kommen, was wunderbar funktioniert hat. Aufgrund der relativ störungsfreien Strecke eignet sich der Weg wirklich als Fernradweg. Gerade in der Nachsaison, wo kaum noch andere Radler unterwegs sind, ist die Strecke zum Kilometerfressen perfekt geeignet.

Allerdings läd sie auch ein, sich nochmal intensiver mit dem Weg zu beschäftigen. Den landschaftlich interessanten Teil vor Besancon habe ich durch meine Nachtfahrt leider nur am Rande mitbekommen. Die Stadt selbst und Dole, aber auch einige andere Orte am Rand, die ich streifte, sind es wert, dort einige Stunden zu verweilen. Ich kann mir gut vorstellen, hier eine Tour in einer kleinen Gruppe zu machen mit weniger Kilometern und mehr anderweitigen Aktivitäten.

Hinter Dole wird der Radweg zwar etwas schlechter, bleibt aber weiterhin die deutlich bessere Alternative als irgendwelche der umliegenden Straßen. Die Baustellenschilder und das, was ich ansonsten gesehen habe, läßt aber hoffen und schließen, daß die Strecke hier auch noch deutlich an Qualität gewinnt. Dafür ist landschaftlich der in Teilen mit dem Fluß zusammengelegte Kanal eine absolute Bereicherung.

Mit dem Erreichen der Saone sind wieder vermehrt Straßen angesagt. Da es aber zum größten Teil kleine Straßen sind, wird es auch ab hier kaum stressig. Es gibt weiterhin einige Wege am der Saone, allerdings muß man ab und an mit nicht asphaltierten Wegen oder schlechtem Asphalt rechnen, so daß diese sich nicht unbedingt immer lohnen. Probleme mit der Fahrbarkeit gab es dennoch nicht, vielleicht war ich auch vor allem durch die lange sehr gute Strecke vorher verwöhnt.

Trostpflaster ist dann der Bahnradweg von Chalon sur Saone bis kurz vor Macon. Bester Asphalt, wunderschöne Wege durch die Weinanbaugebiete und auch das Durchqueren der vielen ehemaligen Bahnhöfe ist sehr reizvoll. Das Abzweigen vom Fluß lohnt sich für diese Strecke auf jeden Fall, man sollte den Weg nicht auslassen. Es gibt einige Stellen, wo e in engen kurven und mit kurzen Rampen offensichtlich über Wege geht, wo die Bahn früher über heute nicht mehr vorhandene Brüken fuhr, diese stören den Gesamteindruck des Weges allerdings kaum, da es auch nur wenige sind.

Kurz vor Macon hört der asphaltierte Weg auf. Den Splitweg bin ich mit Rücksicht auf meine Begleitung dann nicht gefahren, sondern habe kleine Straßen in den Ort gewählt. Bis Lyon bleibt derzeit leider kaum eine Wahl, als sich auf teilweise auch befahreneren Straßen bis Lyon zu bewegen. Durch die in weiten Teilen parallen führende Autobahn und die oft auf beiden Seiten der Saone verlaufenden Departements-Straßen ist das Verkehrsaufkommen jedoch in einem erträglichen Maße. Wie das im Sommer und zu Ferienzeiten aussieht, kann ich allerdings nicht beurteilen.

In Lyon selbst bin ich auf die Ostseite des Flusses gefahren, sollte eigentlich auf die Spitze, wo Saone und Rhone zusammenfließen, was mir wegen Bauarbeiten nicht vergönnt war. Mein Fehler hier: ich wollte südlich von Lyon auf ein offensichtlich noch nicht wirklich fertiggestelltes Stück des Via Rhona Radwegs auf der Ostseite der Rhone. Kraftfahrstraßen, Industriegebiete, Schotterwege. Eine Baustelle führte dazu, daß ich nicht den Radweg nehmen konte, der entlang der A7 die Rohne überquert. Sobald die Baustelle weg ist, ist der Weg sicher gut fahrbar, aber wegen der Industriegebiete noch immer nicht besonders schön, zumal auch die Zufahrt innerhlab Lyons nur über stark befahrene Ausfallstraßen geht. Wer es in näherer Zukunft versucht, der sollte eventuell lieber auf der Westseite auf die D315 fahren, um so aus dem Großraum Lyon wieder herauszukommen. Andererseits gehen die bauarbeiten am Via Rhona Radweg offenbar in großen Schritten voran, so daß hier angebracht ist, sich aktuelle Informationen zu besorgen.

Zwischen Givors und Vienne beginnen dann wieder Möglichkeiten, sich abseits befahrener Straßen zu bewegen. Entweder gibt es dedizierte Radwege oder kleine Straßen, die in der Regel am Ufer entlang verlaufen, nur stückchenweise verläuft die Strecke dann auf den größeren Autostraßen, mehrfach wird die Uferseite gewechselt. Ab Valence geht es allerdings auf die D86. Da auf der anderen Seite der Rhone aner N7 und die Autobahn parallel laufen, ist auch hier der Verkehr erträglich gewesen. Ein Vortei der größeren Straße sind die häufigeren Versorgungsmöglichkeiten.

Kurz von Montelimar bei Rochemaure sollte man die Quelle nicht verpassen (ist in OSM eingetragen). Das Wasser ist kühl und frisch und schmeckt sehr gut. Es lohnt sich, hier seine Trinkflaschen einmal aufzufüllen. Kurz danach bin ich auf einen frisch gebauten Abschnitt des Via Rhona Radwegs abgebogen, das ich, da es noch nicht in den Karten verzeichnet war, ohne ortskundige Hilfe nicht gefunden hätte (hab es in der OSM nachgetragen für alle, die nach mir kommen). Ein kleiner Umweg gegenüber der Weiterfahrt auf der D86, falls man nicht ohnehin die Stadt besuchen will, aber zweifelsohne die bessere Alternative als die hier doch stärker befahrene Departements-Straße.

Hinter Montelimar ist derzeit erstmal keine Alternative zur D86 vorhanden, Wer weiter an der Rhone entlang will, biegt bei Pont-Saint-Esprit auf die kleinere D138 ab und fährt auf dieser (und ihren Anschlußstraßen) am Ufer weiter nach Süden. Es gibt dort einige Uferwege, die wohl irgendwann als Radweg ausgebaut werden, derzeit aber noch keine Alternative darstellen. Ich bin allerdings ab hier der N86 und D6086 gefolgt. Das bringt nochmal ein paar Höhenmeter mit sich, aber alles keine Alpenpässe, um dann via Remoulins südlich an Nimes vorbei nach Vauvert zu fahren. Der Verkehr war bis Vauvert schon etwas nerviger und dichter, allerdings fehlt mir hier eine besser fahrbare Alternative auf dem Weg zum Mittelmeer.

In Vauvert geht es zunächst auf ein kurzes Stück Radweg, das nach dem dichten Verkehr eine echte Erholung darstellt. Das führt dann zwangsläufig dazu, daß man einen recht großen Haken nach Osten fährt, durch eine den Everglades ähnelnde Landschaft, dafür umgeht man die größeren Straßen, die in Richtung Meer wohl ein stärkeres Verkehrsaufkommen haben. Auf dem Weg nach Le Grau-du-Rois durchquert man noch einige Wein- und Olivenplantagen, am Rand der Straße sind zahlreiche Obst- und Gemüsestände und Hinweise auf den Direktverkauf der heimischen Weine. Inder Entfernung sind auch Salzberge und die entsprechenden Flächen zu sehen, kurz bevor man das Meer erreicht.

Südwest 2011: Vom Rhein ans Mittelmeer

Frankreich & Spanien: Am Mittelmeer

Im Herbst bietet das Mittelmeer einen deutlich spürbaren Vorteil: Neben dem allgemein wärmeren Klima im Süden sorgt das warme Wasser der See gleichzeitig dafür, daß auch nachts die Temperatur noch angenehm ist. Der Effekt ist oft schon bei einer Fahrt nur wenige Kilometer ins Inland signifikant.

Die französische Mittelmeerküste von der Rhonemündung bis zur Costa Brava, also den Ausläufern der Pyrenäen, die sich bis zur Küste ziehen ist flach und über weite Teile geprägt von einem schmalen Küstenstreifen, hinter dem sich flache vom Meer abgeteilte Wasserflächen befinden. Auf diesem Küstenstreifen befinden sich kleine Orte, viele sind große Hotel- oder Appartement-Anlagen. Solange mn auf diesem Küstenstreifen entlangfährt hat man in aller Regel einen leichten Zugang zu einem sandigen, breiten Strand mit schönen Bademöglichkeiten, neben vielen Hotels, die in der Nachsaison auch oft preiswert sind, findet man hier auch viele Campingplätze. Über weite Strecken sind die Uferstraßen als kombinierte Rad- und Fußwege ausgelegt. Das mag in der Hochsaison ein Problem werden, Ende September war es keins, da waren mehr Rennradler als Fußgänger unterwegs. Eine größere Straße führt dann meist auf der dem Festland zugewandten Seite des Uferstreifens entlang. Es gibt Stellen, wo man nicht drumherumkommt, sie zu nutzen, was in der Nachsaison aber problemlos ist.

Einige Hotels, vor allem aber viele geschäfte und Restaurants haben Ende September allerdings bereits geschlossen. Insgesamt sorgt die hohe Dichte an kleinen Orten schon dafür, daß die Versorgung recht einfach möglich ist. Das Preisniveau ist spürbar höher als tief im Inland, um diese Jahreszeit scheint es aber deutlich erträglicher als zur Hochsaison.

Bis kurz hinter Palavas-les-Flots ist es möglich, an der Küste entlang zu fahren, dann biegt der Weg nach Villeneuve-les-Maguelone ab. Um der D116 bzw. D114 zu entgehen, versuchte ich einen mit mäßiger Wegqualität eingezeichneten Weg entlang des mitten durch die Wasserfläche führenden Canal du Rhone au Sete zu nutzen. Bei dauerhaft trockenem Wetter dürfte dieser Weg in der Regel fahrbar sein, bei nassem Wetter wird er ziemlich schlammig werden. In meinem Fall aber hatte er noch einen weiteren Nachteil: Durch Baggerarbeiten waren einige Teile mit teil übelriechendem tieen und rutschigen Schlamm bedeckt, von dem ich später Rad und Schuhe besfreien durfte. Diese Abkürzung empfiehlt sich also nicht unbedingt, zumindest sollte man eine gewisse Abenteuerlust mitbringen und eine hohe Frustrationstoleranz bezüglich der Wegbeschaffenheit.

Von Sete bis Agde ist wieder die Küstenstraße angesagt, teilweise gibt es begleitend einen Radweg. Hinter Agde bin ich wegen eine gebrochenen Speiche auf der unangenehm vollen und teils nahezu kraftfahrstraßenartig ausgebauten D612 nach Bezier gefahren. Achtung, die D612 ist in Agde und bis hinter Vias nicht für Fahrräder zugelassen, die Überquerung des Herault ist in Agde nur auf der D912 möglich. Auch führen hier nur noch Stichstraßen an die Küste, es gibt keine Küstenstraße mehr. Hinter Vias gibt es aber am Canal du Midi einen radweg nach Beziers. Ich kenne den Zustand nicht, würde aber grundsätzlich erstmal empfehlen, diesem zu folgen, anstatt auf der D612 zu fahren, was ich nur wegen des kürzesten Weges mit zu erwartendem glatten Pflaster zum Sportgeschäft in Beziers tat.

Von Beziers bis Narbonne bin ich dann auch eifnach auf der D609/D6009 gefahren, ob sich der Abstecher an die Küste und bis zur D32 also lohnt weiß ich nicht. Ab Narbonne bis zur Küste gibt es dann einen Radweg am Canal de la Robine. Dieser ist nicht asphaltiert und daher kaum schnell zu fahren und bietet keinerlei Versorgungsmöglichkeiten. Trotzdem möchte ich diesen Radweg sehr empfehlen. Zuerst geht es durch Bäume geschützt, das heißt zumindest teilweise schattig, aus Narbone heraus, später öffnet sich der Blick über weite Wasserflächen links und rechts des Kanals, bevor man vor Port-la-Nouvelle an ehemaligen Salzfeldern vorbeikommt. Am Weg gibt es ein oder zwei kleine alte Bunkeranlagen, auf die man per leiter leicht heraufklettern kann. Mit etwas Geschick und dem passenden Zelt kann man hier vieleicht auch versuchen die Nacht zu verbringen.

Hinter Port-la-Nouvelle bin ich auf der mäßig befahrenen D709 gefahren, bin aber vor der D6009, die mehr Verkehr hat, auf eine kleine Wirtschaftsstraße durch die Weinfelder abgebogen. Ich habe dann die D627 nach Leucate genommen, im Nachhinein würde ich aber vermutlich eher die kleine Straße noch etwas weiter bis zur D27 nutzen unf auf dieser nach Leucate fahren.

Fortan kann man sich auf klei9neren und größeren Straßen entlang der vielen kleinen touristisch geprägten Orte nahe an der Küste halten, wieder mit schönen Stränden und geeigneten Versorgungs- und Übernachtungsmöglichkeiten in den jeweiligen Orten. Am Horizont werden die Berge der Costa Brava dann schon langsam größer und man ahnt, was einem ab Argeles-sur-Mer bzw. Argeles-Plage bevorsteht.

Zuerst fängt es mit sanften Hügeln an, dann kommen die ersten Erhebungen und Serpentinen, es wird immer kurviger und die Anstiege steiler, bis man in Cerbere, dem französischen Grenzort steht. Cerbere bietet eine Bahnstation, wer ein SNCF-Ticket für die Rückfahrt buchen möchte ist gut beraten, das dann hier noch zu tun. Wer allerdings etwas essen möchte oder baden, der sollte einen Ort weiter nach Portbou in Spanien fahren. Dazwischen geht es auf 170 Meter hinauf, die Steigung ist meist bei ca. fünf Prpozent, nur an einigen Stellen geht es kurz malauf sechs oder sieben Prozent. Dafür erwarten einen tolle Ausblicke auf den Hafen und den Bahnhof von Cerbere und danach auf der anderen Seite der auf Portbou. Ganz oben auf dem Berg gibt es auch noch eine Gedenkstätte, auf der Abfahrt eine Tankstelle, wo man kühle Getränke kaufen kann oder ein Klo benutzen.

Wie in vielen Orten, die sich hier in die engen Buchten drängen haben sowohl Cebere als auch Portbou keinen Sand- sondern einen Steinstrand. Die Empfehlung, den in Portbou zu nutzen hat zwei Hintergründe: Das Essen ist billiger in Spanien und an den Stränden gibt es hier öffentliche Toiletten (nicht immer der Hit, aber besser als nichts) und vor allem frei nutzbare Duschen, so daß man sich nach einem erfrischenden Bad im Mittelmeer nicht salzverkrustet in seine Klamotten zwängen muß.

Zwischen Portbou und Colaera gibt es eine neue und eine alte Strecke über den berg. Die neue führt durch ein paar Tunnel, ich habe keine Schilder gesehen, die die Nutzung mit dem Rad untersagen würden, man kann einige Strecken- und Höhenmeter sparen – aber: die alte Straße mit ihren Serpentinen ist fast frei von Autoverkehr und bietet sehr schöne Ausblicke, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.

In Llanca bietet es sich dann an, auf die GI-612 abzubiegen. Es geht dann über GI-613 und GI-614 durch ein schönes Naturreservat. Ich kämpfte mich in der Nachmittagssonne auf die 280 Meter hoch, aber die Natur und die kaum befahrene Straße sind es wert. Die Abfahrt nach Cadaques dagegen soll sichkaum lohnen, zumal man dann auf der gleichen Strecke wieder zurück muß. Kurz vor der Abfahrt bietet sich ein Blick auf die Ebene von Figueres.

Von L’escala bis Palamos bin ich durchs Hinterland gefahren, es gibt keine durchgehende Küstenstraße, ob sich die C-31 lohnt und diese mit dem Rad durchgängig befahrbar ist weiß ich nicht, wenn man also keinen besonderen Wert auf Abstecher in die Küstenorte dort legt, dann ist die genannte Strecke sicherlich kein Highlight aufgrund des Verkehrs, aber zumindest kommt man schnell vorwärts.

Ab Palamos bis Blanes wird es zwischenden Küstenorten dann wieder hügelig, einige der Orte sind auch laut und voll, selbst in der Nachsaison. Die Hotels sind bei Nachfrage oft billiger als draußen angeschrieben, Campingplätze Ende September zum größten Teil allerdings schon geschlossen.

Ab Blanes wird es flach und es gibt irgendwann auch keine Alternative mehr zur N-II. Da jedoch parallel die Autobahn verläuft, ist die Straße fahrbar, man wird viele Rennradler treffen. Durch die parallel laufende Bahnlinie ist dr Zugang zum Strand oft nur über Treppen und somit kaum mit einem bepackten Fahrrad machbar, erst bei Badalona fand ich mit Hilfe Ortskundiger einen Tunnel, den ich durchfahrwen konnte. Es gibt dann einen mehr oder weniger gut ausgebauten Radweg am Strand (Sand, nächtlich gesäubert, mit Duschen), nur bei der Einfahrt nach Barcelona gilt es noch ein Industriegebiet zum Umfahren.

Südwest 2011: Am Mittelmeer

Fazit

Ich hatte ideales Wetter auf der Tour und die gewählten Wege waren größtenteils sehr gut fahrbar. Nur so war es möglich, daß ich, gerechnet auf reine Fahrtage, rund 140km pro Tag hinter mich gebracht habe. Würde ich unter den gleichen Umständen die Tour nocheinmal fahren, das heißt allein, außerhalb der Saison und mit ähnlichen Kilometerzielen, würde ich das Zelt zu Hause lassen und so eine große Menge Gewicht und Gepäck sparen, auch wenn mir dies auf der Tour nirgendwo wirklich zu viel wurde, nichtmal in den bergigen Passagen. Dies nehm ich als Grundlage für die Idee, vielleicht eines Tages die Tour ab Barcelona fortzusetzen in den Süden bis nach Gibraltar.

Den EV8 und die Via Rhona würde ich gerne nochmal unter anderen Voraussetzungen fahren: Weniger Kilometer, eine (kleine) Gruppe, dann auch gerne mit Zelt und Kocher – zu mehreren macht das auf jeden Fall mehr Spaß als allein. Dann bliebe auch Zeit für die wirklich schönen Orte und Städtchen, ich würde Avignon auch endlich besuchen. Ich kann mir gut eine kleine Liegerad-Armada vorstellen, aber auch eine gemischte Gruppe, da die Wegprofile so (harmlos) sind, daß gemeinsames Fahren auf verschiedenen Fahrradtypen ohne Probleme möglich ist.

Die Route ist der Alpenfreie Zugang zum Mittelmeer. Dennoch reizt es mich im Nachgang umso mehr, irgendwann den Kontakt mit höheren Bergen und anderen Steigungen zu wagen. Weder das Bergland in Deutschlands Mitte, noch die Costa Brava haben mich gefühlt da auch nur in die Nähe der Grenze des für mich in dieser Konstellation Machbaren gebracht, die ich allerdings irgendwann ausloten will, bis zum dem Punkt, wo ich sage: hier drehe ich um, hier kann ich nicht weiterfahren.

Südwest 2011: Die Heimfahrt

Donnerstag, 29.09.2011

Ruhetag. Ich verbringe den Tag mit Kleinigkeiten, laufe kurz durch Cerdanyola del Valles, bringe aber nicht den Elan auf, mich in den Zug oder aufs Rad nach Barcelona zu setzen. Abends besuchen Adrian und ich noch einen Freund von Adrian, den ich auch kenne, einen Deutschen und kriegen spontan ein nettes Abendbrot serviert. Ein Tag ohne irgendwas hat gut getan.

Freitag, 30.09.2011

Heute geht es in Richtung Heimat. Morgens habe ich eigentlich viel Zeit, aber ich bin zeitig dran. Von Cerdanyola del Valles fahre ich knapp 25km nach Granollers. Kleine Stationen haben manchmal Vorteile, wenn man mit bepackten Fahrrädern unterwegs ist. Die Fahrt nach Granollers ist nicht besonders spektakulär, es geht sanft ein paar Meter hinauf ins Hinterland von Barcelona, viel zu sehen gibt es aber nicht. In Granoller suche ich zuerst den Bahnhof auf, um eine Fahrkarte zu kaufen. Ich sollte den Zug um ca. 13:45 Uhr nehmen, zwei Stunden später ist auch OK, noch zwei Stunden später wird es beim Umsteigen sehr eng.

Die nächste Verbindung ist schon um 11:48 Uhr und da ich Granollers beim Durchfahren nicht sonderlich interessant fand, nehme ich gleich diesen Zug. Da es keine Fahrstühle gibt und mir der Weg über die Gleise nicht gewährt wird, bin ich froh einen hilsbereiten Fahrgast zu finden, der mir beim Tragen des Rades über die Treppen zum richtigen Bahnsteig hilft. Auch der EInstieg in den Zug am Eingang für Behinderte beinhaltet noch immer eine große Stufe, aber auch hier finde ich Hilfe.

Interessant wird die Strecke erst, als der Zug kurz vor der französischen Grenze wieder in die Nähe der Küste kommt und tiefe Täler und Tunnel durchquert. In Cerbere ist das Aussteigen wegen eines niedrigeren Bahnsteigs noch komplizierter als das Einsteigen, wieder brauche ich Hilfe.Zum Glück aber ist Bahnsteig gleich am Hauptgebäude, so daß mir (vorerst) die Treppen erspart bleiben. Meinen Ausweis muß ich allerdings vorzeigen.

Der Versuch, hier endlich eine Fahrkarte für meine Anschlußverbindung in Luxemburg zu erstehen scheitert kläglich, hilflos deutet der Mann am Schalter nach der Suche nach dem Zug auf seinen Bildschirm, wo für diesen Zug keine Preise ausgeschrieben sind, so daß weder Ticketverkauf noch Reservierung möglich sind.

Vom Bahnhof rolle ich über bekannte Wege nach Cerbere an den Hafen, sehe nur das eine bereits getestete Restaurent geöffnet und entschließe mich, einfach erstmal um der Aussicht willen auf den Berg zur spanischen Grenze zu fahren. Die Steigung nehme ich mit etwas mehr Leichtigkeit als beim letzten mal, so ein Ruhetag wirkt WUnder – ich brauche mein kleinstes Kettenblatt nicht zu bemühen. Am Aussichtspunkt überlege ich, ob in Portbou vielleicht die besseren Möglichkeiten zu essen zu finden sind und fahre dann wirklich auf dieser Seite hinunten.

Portbou erweist sich als Glücksgriff, das Essen ist preiswerter und besser, es gibt ein offenes WLAN auf der Promenade und der Stand (Steine, kein Sand) bietet eine Dusche. Nach dem Essen drehe ich eine Runde in den Hafen, dann zurück zum Strand und nehme ein abschließendes Bad im Mittelmeer mit anschließénder Dusche. Erfrischend! Im Supermarkt erstehe ich noch ein paar Kekse, dann mache ich mich an den Rückweg nach Cerbere.

Von dieser Seite ist der Berg steiler. Aber auch das ist kein großes Problem. Ich kurbele die 170 Höhenmeter bei fünf bis sieben Prozent einfach hoch. An der Tankstelle kurz vor der Grenze trinke ich noch etwas, dann geht es auf der anderen Seite wieder hinunter. Leider etwas gebremst von hirnlosen Autofahrern, die unbedingt überholen müssen, bloß um mich dann in jeder Kurve auszubremsen. Liebe Autofahrer, einfache Physik: ein schmales einspuriges Fahrzeug kann enge Kurven schneller fahren, weil es ohne in den Gegenverkehr zu schießen die bessere Kurvenlinie nutzen kann. Überholt einfach, wenn die Abfahrt zuende ist.

In Cerbere kaufe ich mir etwas Wein und Verpflegung für die nächtliche Bahnfahrt, dann habe ich noch Zeit, um auf der Mole den Blick aufs Meer zu genießen, bevor ich gegen 19:30 Uhr am Bahnhof erscheine. Der Ticketverkäufer (der mir mein Ticket nicht verkaufen konnte), hatte mir den Tipp gegeben, daß der Stationschef mich vielleicht ohne Treppen zum richtigen Gleis bringen könne. Das kann er leider nicht, aber immerhin hilft er mir (auf Nachfrage), das Fahrrad die Treppen hoch und runter zu tragen und zeigt mir das richtige Gleis.

Der ZUg steht bereit, die meisten Wagen gehen nach Strasbourg, die wenigen Wagen nach Luxemburg sind ganz hinten. Ich stehe allein da, aber da ich ja viel Zeit habe, nehme ich das Gepäck ab, trage es in den Wagen, trage die Speedmachine hinein und bugsiere sie durch die sehr engen Türen ins Fahrradabteil, für das sie allerdings etwas zu lang ist. Das Bahnpersonal sagt zu meinem quer im Abteil stehenden Rad allerdings einfach: “Oui, Oui – c’est bon!” – damit ist das Thema für mich erstmal erledigt.

Mein 6er-Liegeabteil der zweiten Klasse ist direkt neben meinem Fahrrad. Der Zug scheint um diese Jahreszeit nicht sehr stark ausgelastet: In meinem Abteil ist allein mein Bett vorbereitet, was zu heißen scheint, daß ich es für mich alleine habe. Ich mache mich während der Fahrt an den entsprechenden Umbau, so daß ich Platz zum Sitzen habe und nicht ganz so beengt unter dem anderen Bett liege. Vorher allerdings hänge ich noch einige Zeit am Fenster fest, denn die Küstenfahrt in den letzten Resten der Dämmerung ist ein durchaus sehenswertes Schauspiel.

Während der nächsten Stationen füllt sich der Zug ein wenig, ich nutze die Zeit, um noch diesen Blogartikel zu schreiben und mein Essen und den Wein hinreichend zu würdigen.

Auf dem Tacho stehen 46km.

Südwest 2011: Mission Accomplished!

Mittwoch, 28.09.2011

Nur 110km stehen mir bis Barcelona bevor, ich lasse den Tag ruhig beginnen. Nach der ganzen Zeit in Frankreich ist das Hotel-Frühstück äußerst reichhaltig. Käse, Wurst, Obst, Müsli, gekochte Eier und vieles mehr. Da die Etappe erstmal mit ein paar Bergen startet, lasse ich es mir nicht nehmen, Energie zu tanken. Nach dem Frühstück suche ich mir noch einen Supermarkt, um frisches Wasser für Trinkflasche und Camelbak zu kaufen. Das Leitungswasser riecht stark verchlort, dem traue ich nicht über den Weg.

Der Weg rüber nach St. Feliu de Guixols ist zum Warmfahren, es geht nur über ein Hügelchen. Warm bin ich dennoch schnell, das Thermometer zeigt über 25°C und die Sonne brennt. Der nächste Abschnitt nach Tossa de Mar hat es dann schon mehr in sich. Die Küstenstraße windet sich in 100 bis 150 Metern Höhe an steilen Berghängen entlang und bietet immer wieder fantastische Ausblicke auf das Meer und die Buchten. Jedem Anstieg folgt auch eine Abfahrt, mehr als 5% bis 6% werden es kaum, so daß es auch mit Gepäck nie an die Grenzen geht.

In Tossa de Mar gönne ich mir lediglich eine kurze Entsorgungspause bei einer entsprechenden Gelegenheit am Busbahnhof, dann geht es auf den letzten bergigen Abschnitt nach Lloret de Mar, wo ich bei Sandwich und Cola kurz relaxe. Der Ort selbst ist die reinste Tourihölle, so daß ich ihm keine weitere Aufmerksamkeit widme und nach Blanes weiterfahre.

Mir wurde geraten, ab Blanes den Zug nach Barcelona zu nehmen, da ab hier weite Teile auf der N-II, einer großen Straße zurückzulegen sind. Ich aber lasse es mir nicht nehmen, natürlich auch den Rest der Tour aus eigener Kraft zurückzulegen. ZUnächst kann ich mich auf kleineren Straßen an der Küste entlang schleichen, ab Calella gibt es jedoch keine sinnvolle Möglichkeit mehr, um die N-II zu vermeiden.

Wegen der parallel verlaufenden Autobahn entpuppt sich diese Straße allerdings als gar nicht so schlimm, wie gedacht. Sie ist weniger stark befahren als ich befürchtet hatte, es gibt meist einen kofortablen Randstreifen. Und die große Anzahl Rennradler auf der Strecke (auch die wirklich schnellen!) sagt mir, daß es sich um eine gut fahrbare Route handelt.

Ich kome dementsprechend gut voran. Zwischen mir und dem Meer allerdings liegt eine Bahnstrecke und ich sehe immer nur Treppen, um auf die andere Seite zu kommen.

Nach Mataró ist Barcelona auch schon deutlich im Dunst an der Küste zu erkennen.

Ich hänge mich mit 32km/h bis 37km/h an eine gut funktionierende Gruppe Rennradler und frage dann kurz vor Barcelona nach der besten Möglichkeit, zum Strand rüberzukommen. Ich solle noch kurz mitkommen, dann würden sie mir zeigen, wo ich abfahren kann und einen Durchgang ohne Treppen finde. So kommt es auch, ich kann auf eine gut fahrbare Strandpromenade wechseln und an einer Stelle mit Dusche und relativ wenig Leuten schiebe ich die Speedmachine auf den Strand und gehe Baden. Das Meer ist hier wärmer als in Frankreich. Ich hoffe, daß dies nicht an den Abwässern der nahen Stadt liegt.

Für die Weiterfahrt nach Barcelona lase ich meine Radklamotten in der Tasche verschwinden, es geht in Shirt und Shorts weiter. Der Stadtverkehr ist quirlig, die Straßen groß und mit vielen Spuren. In solchen Situationen fällt mir immer wieder auf, daß es einen erheblichen Unterschied macht, ob man sich auskennt. Der gleiche Verkehr in Berlin würde mich kaum so verunsichern. Ich suche mir den Weg zum Port Olimpic, dem Olympia-Hafen. Diese sportliche Assoziation empfinde ich als den passenden Punkt, um offiziell angekommen zu sein.

19 Tage liegen hinter mir, davon zwei ganze und zwei halbe Ruhetage. 2263 Kilometer bin ich gefahren. Das sind im Schnitt knappe 120km pro Tag, bzw. 140km pro ganzem Fahrtag. Ein Platter, ein Speichenbruch, ein knackendes Tretlager und ein eingerissenes Griffpolster sind die Bilanz am Rad, alles  Kleinigkeiten, mit denen bei so einer Tour zu rechnen ist und keine Showstopper.

Ich fahre noch weiter, zum Hafen, zum Plaza Colon, die Ramblas rauf bis zum Plaza Catalunya und dann quer durch die Stadt zu einem Park, in dem auf Radwegen bis fast nach Cerdanyola del Valles fahren kann. Theoretisch, praktisch muss ich mich auf begleitenden Fuß-/Radwegen ein Stück durchschlagen, da der Park gesperrt ist. Schließlich komme ich bei Adrian an.

Auf dem Tacho stehen 133km.