Tag 1: Basel – Straßburg

Von Waldshut, wo wir zur SPEZI 2025 eine Unterkunft hatten, fuhren Micha und ich nach einem kleinen Frühstück beim Sonntags offenen Bäcker neben dem Bahnhof mit dem Regionalexpress nach Basel. Die Strecke am Rhein in diesem Bereich führt häufig als Radweg entlang von großen Straßen, die Uferwege sind oft nicht asphaltiert, was nach dem Regen der letzten Tage erfahrungsgemäß nicht zum Fahrspaß beiträgt.

So starteten wir also gegen halb elf am Vormittag bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen von Badischen Bahnhof. Die Fahrt durch die Stadt war auf auf angenehmer Infrastruktur. Wir machten einen kurzen Abstecher nach Deutschland, um dann über die Passerelle des Troys Pays, die Brücke am Dreiländereck, nach Frankreich zu fahren. Von dort folgten wir dem Eurovelo 15 neben dem Canal de Huningue zunächst bis zur Schleuse Niffer. In der Vorplanung hätte hier die Entscheidung angestanden, die Tour via Mulhouse und den Ballob d’Alsace fortzusetzen oder – wie wir es dann taten – in Richtung Straßburg weiter zu fahren, kurz hinter Neuf-Brisach dann am Canal du Rhône au Rhine. Die Entscheidung hatten wir aber schon in den Tagen zuvor getroffen, da wir beide mit mäßiger Kondition in die Tour gegangen waren und nicht am ersten oder zweiten Tag gleich in so einen Anstieg wollten.

Das nächste Zwischenziel war Neuf-Brisach. Die Fahrt dorthin geht über die Dörfer, meist auf gut ausgebauten Radwegen entlang der relativ ruhigen Departements-Straßen, oft aber auch auf Bahntrassenradwegen oder Wirtschaftswegen. Kurz nach 13 Uhr erreichten wir die Planstadt Neuf-Brisach und setzen uns am Marktplatz in ein Café für einen Snack.

Auf der Weiterfahrt kürzten wir ein paar Umwege des Eurovelo 15 ab und fuhren auf der Landstraße auf kürzestem Weg bis zum Kanal. Anfänglich gibt es auf dem begleitenden Weg einige wassergebundene Abschnitte, die jedoch so gut gebaut sind, dass dies selbst mit schmalen Reifen unproblematisch ist. Im weiteren Verlauf st der Weg aber überwiegend asphaltiert. Wir hatten in der Mittagspause nach einem Blick auf die Karte beschlossen, dass uns Marckolsheim zu nah dran sei – und dann bis Straßburg kaum noch Orte mit Infrastruktur (Unterkunft, Restaurant, Supermarkt für Versorgung mit Getränken am kommenden Tag) am Weg lagen – und wir somit bis Straßburg durchziehen wollten. Bei einer Tour, die gerade mal einen 100km Tagesschnitt erfordert sind 130km vielleicht nicht der klügste Einstieg, aber es lässt notfalls hinten raus mehr Platz für Sightseeing.

So wunderschön, störungsfrei und entspannend der Weg entlang des Kanals ist, so wenig gibt es zu erzählen. Wer ihn nicht kennt, sollte ihn unbedingt mal fahren. Auch im Sommer ist der Weg wegen der vielen Bäume und des Schattens neben dem Wasser eine Empfehlung. Gänse, Schwäne, Enten, Graureiher gibt es zu sehen – und natürlich sind jede Menge Radfahrer selbst jetzt schon unterwegs, von flinken Bikepackern, über Rennradler und E-Bike-Senioren bis hin zu Familien mit Kindern ist alles dabei.

In Straßburg hatten wir ein Hotel gegenüber des toll gestalteten Bahnhofs gefunden, von hier ist es nur ein kurzer Spaziergang in die Altstadt, wir wir zu Abend aßen und noch einen kleinen Spaziergang zur Auflockerung der Beinmuskulatur unternahmen mit herrlichen Blicken auf die Fachwerkhäuser und Brücken.

Freiburg (Ruhetag)

Offenburg bot nicht so viel, in Freiburg gab es aber eine Demonstration zum Globalen Klimastreik. So nutzte ich die Gelegenheit des Ruhetages und traf mich dort mit ein paar Leuten, um für die Einhaltung der Klimaziele zu demonstrieren und dann abseits noch etwas Freiburg zu erkunden.

Vor der Kundgebung hatte ich noch die Möglichkeit, auf den Schlossberg zu laufen, später waren wir noch beim Food Sharing Markt gemeinsam essen, bevor es – nach Besuch der lokalen Energiewende Gruppe – zurück ins Hotel nach Offenburg ging.

Mulhouse – Offenburg

Eine letzte und im Gegensatz zu den vorherigen Tagen kurze Etappe stand an. Ich ließ mir Zeit beim Frühstück, sattelte das Rad und dann ging es nach wenigen hundert Metern auf den Radweg.

Beim Frühstück hatte ich geschaut, wohin es gehen sollte. Dabei stand die Frage im Raum: Wo sollte ich übernachten, wann und von wo gab es Optionen mit dem Zug nach Berlin zu fahren. Am liebsten wäre ich nur die kurze Strecke bis Freiburg gefahren, dort war aber an Unterkünften wenig brauchbares übrig, so entschied ich mich für Offenburg, das bahntechnisch hinreichend gut nach Freiburg oder Karlsruhe angebunden ist. Ein Radreservierung ab Karlsruhe hatte ich für den Samstag ergattern können.

Kurz hinter Mulhouse nach der Abbiegung vom EV6 geht es dann ein paar Kilometer schnurgerade durch den Wald, dann folgen einige Landstraßen und ein Bahnradweg – ich halte mich hier nicht komplett an die ausgeschilderten Radrouten. Neuf-Brisach, die tolle Festungsstadt, ließ ich diesmal links liegen und fuhr an den Kanal in Richtung Straßburg. Ich wusste, dass dort in Höhe Marckolsheim direkt am Radweg an alten Schleusen zwei Möglichkeiten für ein Mittagessen bestanden, eine davon nutzte ich auch.

Nach dem Buchen eines Hotels baute ich am Handy noch einen guten Track nach Offenburg und lud ihn ins Navi, dann fuhr ich die letzten 60 Kilometer der Tour, größtenteils am Kanal.

Da ich früh genug im Hotel war, verabredete ich mich noch abends zum Essen in Freiburg, wo ich mit dem Zug hinfuhr.

Ellwangen – Gerolzhofen

Mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet stärkten wir uns für den Tag. Zwar ging die Strecke insgesamt bergab, aber durch das hügelige Gelände würden wir einige Höhenmeter sammeln.

Vom Start führte die Strecke zunächst an der Jagst entlang in Richtung Crailsheim. Als kleine Entschädigung für die stressreichen Abschnitte des letzten Tages hatten wir am heute bei schönstem Wetter Rad- und Landwirtschaftswege fernab des Autoverkehrs, jedenfalls vorerst. Obwohl sich die Strecke zwar im wesentlichen an den Fluß und die Bahnlinie hielt, gab es schon bald die ersten Höhenmeter zu erklimmen.

Nach Crailsheim allerdings verlagerte sich der Track mehr an oder auf die Straße. Und obwohl die allermeisten Autofahrer doch sehr rücksichtsvoll überholten, war das dann doch nicht mehr so entspannt, wie am Anfang des Tages. Vor allem, weil die Hügelei kein Ende zu nehmen schien. Auf jede schnelle Abfahrt folgte sofort wieder ein quälender Anstieg, die Strecke fraß Körner.

Zur Mittagszeit erreichten wir Rothenburg ob der Tauber. Nach einem Blick in die Altstadt (wo Micha begeistert einen Mittelalterladen besuchte) ließ ich beim örtlichen Fahrradhändler kurz am Rad etwas prüfen/nachziehen, wofür ich kein Werkzeug dabei hatte, dann ging es zurück zum Markt, wo wir zu Mittag aßen.

Weiter ging es dann wieder größtenteils über Landstraßen, mal mit, mal ohne begleitende Radwege. Der nächste Punkt war Iphofen, wo wir entscheiden wollten, bis wohin wir fahren. Dies taten wir bei einem leckeren Stück Kuchen, wie es sich gehört.

Hinter Iphofen erwartete uns – wie direkt davor schon – ein Ritt über einen Weinberg. Das bedeutet vor allem eines. knackige Steigungen jenseits der 10% – auf einer offiziellen Radroute. Im Weiteren Verlauf wurden die Hügel immer flacher, je mehr wir uns ins Maintal begaben. Als Ziel hatten wir Gerolzhofen ausgewählt, wo wir ein Hotel gefunden hatten und was bei etwa 130km Strecke (und fast 1200 Höhenmetern) dann auch als Endpunkt gut geeignet schien. Und als Startpunkt für die an Höhenmetern reiche Etappe am nächsten Tag.

Warthausen – Ellwangen

Michael vor Rapsfeld

Das Frühstück gab es nicht im Hotel, sondern ein kleines Stück entfernt in einer Bäckerei, die dies für das Hotel anbot. Leckere Brötchen und Belag, dazu ein Tee, so konnte der Tag beginnen. Nachdem am Vorabend noch Regen angesagt gewesen war, hatte sich die Vorhersage über Nacht deutlich verbessert und es blieb trocken, war teils sogar sonnig, wenn auch weiter kühl.

Bis zur Donau fuhren wir auf vorwiegend sehr kleinen, ruhigen Straßen oder Radwegen mit einem leichten Gefälle locker und recht schnell. In Ulm legten wir am Ufer eine kurze Pause ein, dann ging es weiter bis Langenau, wo wir Kaffee und Kuchen zu uns nahmen. Hinter Langenau ging es in den ersten kleinen Anstieg des Tages, mit Unterbrechungen hoch nach Eselsburg. Danach folgt das faszinierende Eselsburger Tal, dessen Schönheit wir genossen.

Steinerne Jungfrauen im Eselsburger Tal

Kaum hat man das Tal verlassen führt der Weg parallel zur B19 und das ist dann alles andere als schön. Seinen Höhepunkt erreicht das Ganze in Heidenheim. Hier ist die Ortseinfahrt und der ganze Ort mit allen Katastrophen gesegnet, die der überbordende Individualverkehr mit sich bringt. Eine sich durch die Stadt schneidende Hölle aus Lärm und Gestank, jeder der kein Auto hat an die Seite gedrängt und missachtet.

Aalen kurz dahinter hat das schon deutlich besser gelöst und wir wollten eigentlich einen einen herzhaften Snack haben – wegen der Uhrzeit blieb uns allerdings nur der Rückgriff auf weiteren Kuchen und eine leckere heiße Ingwerlimonade. Derweil entschieden wir uns für ein Hotel in Ellwangen, rund 20 Kilometer entfernt und buchten dort ein Zimmer.

Der Weg dorthin führte auch mehrmals vor Augen, was – vor allem in Süddeutschland – der Autoverkehr der Allgemeinheit an Beschränkungen aufbürdet. Teilweise gab es aber auch sehr schöne Wege.

In Ellwangen bezogen wir unser Zimmer, schauten uns auf einem kurzen Spaziergang die Stadt an und aßen dann mangels Alternativen im Hotel zu Abend. Danach war dann noch kurz Wäsche waschen und Trinkblasen reinigen angesagt, bevor es ins Bett ging.