Obwohl das kleine B&B sehr familiär war und normalerweise nur ein Zimmer anbot, gab es ein tolles Frühstück. Wegen des tollen Frühstücks und netter Gespräche mit der Gastgeberin kam ich erst um kurz vor 10 Uhr los. Das Wetter war freundlich und trocken, in Belgien gab es mehr Radwege bzw. ruhige Radrouten, als ursprünglich aus der Planung gedacht, so dass das Fahren großenteils relativ entspannt war.
Schleuse neben dem Radweg
Nach einem kurzen Getränk in Leuven gegenüber des Bahnhofs ging es weiter. Nach dem Überqueren eines Hügels war ich plötzlich im französischen sprechenden Teil Belgiens angelangt – in Wavre machte ich dann auch gleich Pause zum Mittagessen. Anschließend ging es auf einen Bahntrassenradweg. Als ich diesen verlassen hatte und ein paar Kilometer mit einem Rennradler gemeinsam fuhr, machte mein Navi ein Geräusch, dass ich zunächst für den Alarm beim Entkoppeln des Radars hielt. So bekam ich nicht sofort mit, dass ich einen Platten hatte. Der Versuch, dies mit einem Flicken zu beheben, scheiterte und so musste ich doch den Schlauch wechseln.
Während die Landschaft um mich herum immer hügeliger wurde, folgte ich einem Flussradweg. In Lobbes fand ich ein Zimmer in einem Hotel, wo ich sogar das Rad mit reinnehmen durfte. Da es in der Umgebung nichts zu Essen gab, blieb mir dann nur die Bestellung einer Portion Nudeln ins Hotel, wobei das Personal zum Glück half.
Einen zweiten kleinen Trainingsausflug erlaubte ich mir am Mittwoch. Etwas flacher als die Bergtour vom Dienstag sollte es werden, also beschloss ich ohne Routenplanung dem Radweg in Richtung Osten zu folgen.
Küstenradweg auf alter Straße
Da ich erst am Nachmittag los kam, war der Plan, eine etwas schnellere Runde zu drehen. Bis nach Saint-Tropez konnte ich aufgrund der Entfernung also nicht fahren, ich wollte einfach nach ca 30km umdrehen.
Der Weg führt zunächst an der Küste neben der Straße entlang, später neben einer autobahnähnlichen Strecke. Schliesslich geht es auf eine alte Bahntrasse, auf der es dann wieder näher an die Küstenorte geht. Mein Ziel setzte ich auf Saint-Clair.
Dort angekommen bog ich in Richtung Le Lavandou und Hafen ab, wo ich Galette und Eis verspeiste, dann ging es auf dem gleichen Weg wieder zurück. Die Fahrt auf dem Radweg ist sehr angenehm, ganz ohne Steigungen ging es auch diesmal nicht vonstatten, aber weder war es steil, noch ging es auf mehr als hundert Meter hinauf.
In der Unterkunft angekommen lockerte ich mich mit einem Bad im kühlen Pool auf.
Meine Unterkunft bot kein Frühstück, daher machte ich mich nach dem Aufwachen fertig und sattelte das Rad, um in die Nähe Innenstadt von Agen zu fahren. Am vorigem Abend hatte ich nur noch einen Asia Imbiss aufgetrieben, das war definitiv zu wenig. Ich fand einen Bäcker, der mir nicht nur süße Croissants verkaufte, sondern auch ein Sandwich mit Schinken.
Am Kanal der zwei Meere
Im Anschluss suchte ich mir den kürzesten Weg zum Kanal und bog auf den dortigen Kanalradweg ein. Das Gelände war flach, der Bodenbelag halbwegs brauchbar, dennoch hatte ich das Gefühl, nur schwer voran zu kommen. Bis Feugarolles folgte ich dem Kanal, dann ging es zunächst auf eine durchaus befahrene Strasse, die erst hinter dem Ort wieder ruhiger wurde.
Die Landschaft würde auch wieder hügeliger, der Morgen war kühl. Bei Kilometer 50 wollte ich zum Essen einkehren, doch in Sos fand ich kein offenes Restaurant, der Montag fühlt sich hier teils geschlossener an als der Sonntag. Hinter Sos modifizierte ich spontan meine Route und blieb auf der Straße, die ruhiger als erwartet war. Bei Gabbaret vereinigte sich der Weg wieder mit dem geplanten Track und dort, am Ortsausgang fand sich auch ein gutes Restaurant.
Plötzlich Kühe auf der Fahrbahn
Ich liess mir beim Menu du Jour Zeit, vier Gänge gab es. Das war gut, denn nach Essen und Pause ging es doch viel besser weiter. Bis Mont-de-Marsan fuhr ich auf sehr ruhigen Straßen, ab Mont-de-Marsan führte der Weg größtenteils neben der (Semi-)Autobahn entlang. Zum Glück gab es eine gute Ausschilderung, denn der geplante Track und die offenbar mittlerweile geänderte Realität passten nicht immer perfekt zueinander.
Wenige Kilometer vor Dax stoppte ich kurz, um eine Unterkunft zu buchen. Nach knapp 180km und 1500hm kam ich für französische Verhältnisse spät im Hotel an. Rechtzeitig genug aber für ein Essen und einen anschließenden Spaziergang.
Am Morgen erwartete mich ein original französisches Frühstück: Ein Stück Baguette, ein Croissant, etwas Marmelade, etwas Butter. Wobei der Orangensaft, der Becher Joghurt und die Wahl, einen Tee zu bekommen, schon als Luxus durchgingen.
Landstrasse ohne Verkehr
Nach dem Frühstück rollte ich hinunter zum Radweg. Ab Dole ist es nicht mehr weit, bis der Rhein-Rhone-Kanal in die Saône mündet. Gerade auf den letzten Kilometern und an der Saône gibt es leider auch einige Kilometer mit nicht so gutem Asphalt, in Anbetracht meiner gestrigen Reifenpanne hatte ich auf Split dann ab und zu Sorgen. Aber der Reifen hielt.
Nach dem Erreichen der Saône folge ich nur partiell der offiziellen Radwegführung, an einigen Stellen kürze ich ab. Die Wege sind hier, gemessen an der schönen Landschaft, die mich in den letzten Tagen begleitete relativ langweilig, häufig geht es auch auf wenig befahrenen Landstrassen weiter. Diese haben auch ein paar Hügel zu bieten. Ich bin ja eher ein Fan echter Anstiege, statt ständiger kleiner Hügel.
Bahnradweg bei Chalon sur Saône
In Verdun sur le Doubs mache ich Pause und esse eine Quiche, das Café kenne ich von 2015 – und schon 2011 hatte ich sicherheitshalber nachgegooglet, ob dieses Verdun wirklich nicht das Verdun ist. Das Verdun liegt schließlich ganz woanders.
Hinter Verdun wird die Besiedlung dichter, bald ist Chalon erreicht. Ich habe eine Expressroute geplant, nicht schön, aber möglichst fix wieder raus. Doch plötzlich das bekannte Geräusch vom Hinterrad. Offenbar durch die Hitze war die Plastikwurst, die die das Loch verschlossen hielt, aufgeweicht und herausgedrückt worden. Diesmal hielt der Reifen noch genug Luft zum Schieben, aber nicht genug zum Fahren.
Ich wollte das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden und vom nächsten Fahrradladen einen Schlauch einziehen lassen, während ich zu Mittag aß. Im Schatten. Leider bekam der Profi den Reifen nicht von der Felge – draußen in der Botanik wäre das ziemlich ärgerlich gewesen. Ich kannte das Problem so nicht, vermute aber einen Zusammenhang mit dem Kleber im Reifen. Ich schob das Rad dann weiter zum nächsten Decathlon, 2,5km entfernt. Dort bekam ich einen passenden Schlauch (einen hatte ich, aber ich wollte Ersatz behalten) und einen neuen Reifen, denn ich traute mich mit der Beschädigung nicht mehr auf die nächsten 2000km. Und ich hatte Zeit zum Essen, während das Rad gemacht wurde. Damit möchte ich meine Einlassung zu Tubeless auf Hochdruck-Reifen korrigieren: das ist definitiv nicht reif für Touren.
Cluny bei Nacht
Später als gedacht ging es dann raus auf den Bahnradweg, die Voie Verte, von Chalon in Richtung Macon. Die Nachmittagssonne setzte mir zu, es ging leicht, fast unmerklich, bergan und das Mittagessen aus dem Einkaufszentrum erwies sich als wenig nachhaltig. So legte ich mein Tagesziel auf Cluny fest, der letzte Ort vor der Abbiegung ins Unbekannte, in die Berge und vor allem in eine Gegend mit weit weniger genügend grossen Orten für Übernachtungen.
Abends gönnte ich mir einen Rundgang durch die schöne Altstadt und aß in zwei Restaurants nacheinander. Offenbar fehlte einiges an Energie.
Diesmal packten wir noch nicht alle Dinge vor dem Frühstück. Einige Sachen waren nach der gestrigen Regenfahrt schlicht noch feucht. Da sich die Wolken und die Nässe auf der Strasse ohnehin nur langsam verzog, liessen wir uns Zeit. Bei der Abreise fragten wir dann noch nach einem Fahrradladen und bekamen einen Hinweis auf einen Laden im nächsten Dorf – und nicht erst in Spittal.
Micha und die Berge
Diesen Fahrradladen fanden wir auch problemlos an der Strecke, er war geöffnet und nahm sich auch recht zügig Michas Hinterrad vor. So konnten wir bald mit neuer Speiche und gut zentriertem Laufrad weiter fahren.
Der Weg bis Spittal war gut, zwischen Spittal und Villach gab es einige nicht asphaltierte Abschnitte, die wegen des gestrigen Wetters auch einige kleine Matschlöcher enthielten. Aber insgesamt besser als die Bundesstraße. Hinter Villach ging es zunächst an der in einen Lauf gepressten Drau entlang, zur einen Seite Autobahn, zur anderen Industrie. Da wir Hunger bekamen, zückten wir dennoch Vorräte und Kocher und genossen unser Reisgericht.
Nach wenigen Kilometern auf der (erträglichen) Bundesstraße bzw. dem Radweg daneben erreichten wir dann die Grenze nach Italien. Es gab eine steile Auffahrt, dann führte ein ziemlich guter Radweg oberhalb der Strasse entlang. Noch einige Kilometer später wurde daraus ein perfekter Bahnradweg. Anfänglich gab es noch einen sanften Anstieg, aber irgendwann wurde daraus ein Gefälle. Mit etwas über dreißig Kilometern pro Stunde rollten wir durch die Landschaft, die hinter jeder Biegung atemberaubender wurde.
Ciclovia Alpe-Adria
In einem angrenzenden Ort gönnten wir uns eine kleine Kaffeepause, dann ging es weiter. An einem Aufstieg zurück zum Bahnradweg trafen wir zwei Rennradler, mit denen wir viele Kilometer mit 35 bis 45 km/h abwärts rauschten – dabei zückten wir immer wieder die Kameras. In den Tunnels ergänzten wir die stets vorhandene Beleuchtung zusätzlich durch eigenes Licht, was uns ein freundliches “Danke!“ mit Daumen hoch von den Rennradlern einbrachte.
Irgendwann war leider die Ausbaustrecke zu Ende, an dort ging es erst kurz entlang der Strasse, dann auf einen Weg, der aber seinerseits gerade über weite Teile noch Baustelle war – und somit herausfordernde Schotterpassagen enthielt. Am Ende hatten wir knapp 155km mit über 700hm in den Beinen und fanden eine nette Unterkunft.
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