Agen – Dax

Meine Unterkunft bot kein Frühstück, daher machte ich mich nach dem Aufwachen fertig und sattelte das Rad, um in die Nähe Innenstadt von Agen zu fahren. Am vorigem Abend hatte ich nur noch einen Asia Imbiss aufgetrieben, das war definitiv zu wenig. Ich fand einen Bäcker, der mir nicht nur süße Croissants verkaufte, sondern auch ein Sandwich mit Schinken.

Am Kanal der zwei Meere
Am Kanal der zwei Meere

Im Anschluss suchte ich mir den kürzesten Weg zum Kanal und bog auf den dortigen Kanalradweg ein. Das Gelände war flach, der Bodenbelag halbwegs brauchbar, dennoch hatte ich das Gefühl, nur schwer voran zu kommen. Bis Feugarolles folgte ich dem Kanal, dann ging es zunächst auf eine durchaus befahrene Strasse, die erst hinter dem Ort wieder ruhiger wurde.

Die Landschaft würde auch wieder hügeliger, der Morgen war kühl. Bei Kilometer 50 wollte ich zum Essen einkehren, doch in Sos fand ich kein offenes Restaurant, der Montag fühlt sich hier teils geschlossener an als der Sonntag. Hinter Sos modifizierte ich spontan meine Route und blieb auf der Straße, die ruhiger als erwartet war. Bei Gabbaret vereinigte sich der Weg wieder mit dem geplanten Track und dort, am Ortsausgang fand sich auch ein gutes Restaurant.

Plötzlich Kühe auf der Fahrbahn
Plötzlich Kühe auf der Fahrbahn

Ich liess mir beim Menu du Jour Zeit, vier Gänge gab es. Das war gut, denn nach Essen und Pause ging es doch viel besser weiter. Bis Mont-de-Marsan fuhr ich auf sehr ruhigen Straßen, ab Mont-de-Marsan führte der Weg größtenteils neben der (Semi-)Autobahn entlang. Zum Glück gab es eine gute Ausschilderung, denn der geplante Track und die offenbar mittlerweile geänderte Realität passten nicht immer perfekt zueinander.

Wenige Kilometer vor Dax stoppte ich kurz, um eine Unterkunft zu buchen. Nach knapp 180km und 1500hm kam ich für französische Verhältnisse spät im Hotel an. Rechtzeitig genug aber für ein Essen und einen anschließenden Spaziergang.

Dole – Cluny

Am Morgen erwartete mich ein original französisches Frühstück: Ein Stück Baguette, ein Croissant, etwas Marmelade, etwas Butter. Wobei der Orangensaft, der Becher Joghurt und die Wahl, einen Tee zu bekommen, schon als Luxus durchgingen.

Landstrasse ohne Verkehr
Landstrasse ohne Verkehr

Nach dem Frühstück rollte ich hinunter zum Radweg. Ab Dole ist es nicht mehr weit, bis der Rhein-Rhone-Kanal in die Saône mündet. Gerade auf den letzten Kilometern und an der Saône gibt es leider auch einige Kilometer mit nicht so gutem Asphalt, in Anbetracht meiner gestrigen Reifenpanne hatte ich auf Split dann ab und zu Sorgen. Aber der Reifen hielt.

Nach dem Erreichen der Saône folge ich nur partiell der offiziellen Radwegführung, an einigen Stellen kürze ich ab. Die Wege sind hier, gemessen an der schönen Landschaft, die mich in den letzten Tagen begleitete relativ langweilig, häufig geht es auch auf wenig befahrenen Landstrassen weiter. Diese haben auch ein paar Hügel zu bieten. Ich bin ja eher ein Fan echter Anstiege, statt ständiger kleiner Hügel.

Bahnradweg bei Chalon sur Saône
Bahnradweg bei Chalon sur Saône

In Verdun sur le Doubs mache ich Pause und esse eine Quiche, das Café kenne ich von 2015 – und schon 2011 hatte ich sicherheitshalber nachgegooglet, ob dieses Verdun wirklich nicht das Verdun ist. Das Verdun liegt schließlich ganz woanders.

Hinter Verdun wird die Besiedlung dichter, bald ist Chalon erreicht. Ich habe eine Expressroute geplant, nicht schön, aber möglichst fix wieder raus. Doch plötzlich das bekannte Geräusch vom Hinterrad. Offenbar durch die Hitze war die Plastikwurst, die die das Loch verschlossen hielt, aufgeweicht und herausgedrückt worden. Diesmal hielt der Reifen noch genug Luft zum Schieben, aber nicht genug zum Fahren.

Ich wollte das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden und vom nächsten Fahrradladen einen Schlauch einziehen lassen, während ich zu Mittag aß. Im Schatten. Leider bekam der Profi den Reifen nicht von der Felge – draußen in der Botanik wäre das ziemlich ärgerlich gewesen. Ich kannte das Problem so nicht, vermute aber einen Zusammenhang mit dem Kleber im Reifen. Ich schob das Rad dann weiter zum nächsten Decathlon, 2,5km entfernt. Dort bekam ich einen passenden Schlauch (einen hatte ich, aber ich wollte Ersatz behalten) und einen neuen Reifen, denn ich traute mich mit der Beschädigung nicht mehr auf die nächsten 2000km. Und ich hatte Zeit zum Essen, während das Rad gemacht wurde. Damit möchte ich meine Einlassung zu Tubeless auf Hochdruck-Reifen korrigieren: das ist definitiv nicht reif für Touren.

Cluny bei Nacht
Cluny bei Nacht

Später als gedacht ging es dann raus auf den Bahnradweg, die Voie Verte, von Chalon in Richtung Macon. Die Nachmittagssonne setzte mir zu, es ging leicht, fast unmerklich, bergan und das Mittagessen aus dem Einkaufszentrum erwies sich als wenig nachhaltig. So legte ich mein Tagesziel auf Cluny fest, der letzte Ort vor der Abbiegung ins Unbekannte, in die Berge und vor allem in eine Gegend mit weit weniger genügend grossen Orten für Übernachtungen.

Abends gönnte ich mir einen Rundgang durch die schöne Altstadt und aß in zwei Restaurants nacheinander. Offenbar fehlte einiges an Energie.

Mühldorf – Venzone

Diesmal packten wir noch nicht alle Dinge vor dem Frühstück. Einige Sachen waren nach der gestrigen Regenfahrt schlicht noch feucht. Da sich die Wolken und die Nässe auf der Strasse ohnehin nur langsam verzog, liessen wir uns Zeit. Bei der Abreise fragten wir dann noch nach einem Fahrradladen und bekamen einen Hinweis auf einen Laden im nächsten Dorf – und nicht erst in Spittal.

Micha und die Berge
Micha und die Berge

Diesen Fahrradladen fanden wir auch problemlos an der Strecke, er war geöffnet und nahm sich auch recht zügig Michas Hinterrad vor. So konnten wir bald mit neuer Speiche und gut zentriertem Laufrad weiter fahren.
Der Weg bis Spittal war gut, zwischen Spittal und Villach gab es einige nicht asphaltierte Abschnitte, die wegen des gestrigen Wetters auch einige kleine Matschlöcher enthielten. Aber insgesamt besser als die Bundesstraße. Hinter Villach ging es zunächst an der in einen Lauf gepressten Drau entlang, zur einen Seite Autobahn, zur anderen Industrie. Da wir Hunger bekamen, zückten wir dennoch Vorräte und Kocher und genossen unser Reisgericht.

Nach wenigen Kilometern auf der (erträglichen) Bundesstraße bzw. dem Radweg daneben erreichten wir dann die Grenze nach Italien. Es gab eine steile Auffahrt, dann führte ein ziemlich guter Radweg oberhalb der Strasse entlang. Noch einige Kilometer später wurde daraus ein perfekter Bahnradweg. Anfänglich gab es noch einen sanften Anstieg, aber irgendwann wurde daraus ein Gefälle. Mit etwas über dreißig Kilometern pro Stunde rollten wir durch die Landschaft, die hinter jeder Biegung atemberaubender wurde.

Ciclovia Alpe-Adria
Ciclovia Alpe-Adria

In einem angrenzenden Ort gönnten wir uns eine kleine Kaffeepause, dann ging es weiter. An einem Aufstieg zurück zum Bahnradweg trafen wir zwei Rennradler, mit denen wir viele Kilometer mit 35 bis 45 km/h abwärts rauschten – dabei zückten wir immer wieder die Kameras. In den Tunnels ergänzten wir die stets vorhandene Beleuchtung zusätzlich durch eigenes Licht, was uns ein freundliches “Danke!“ mit Daumen hoch von den Rennradlern einbrachte.
Irgendwann war leider die Ausbaustrecke zu Ende, an dort ging es erst kurz entlang der Strasse, dann auf einen Weg, der aber seinerseits gerade über weite Teile noch Baustelle war – und somit herausfordernde Schotterpassagen enthielt. Am Ende hatten wir knapp 155km mit über 700hm in den Beinen und fanden eine nette Unterkunft.

Spring15: Dole – Macon

Da wir im Hotel kein Frühstück gebucht hatten, waren wir früh auf der Strecke. In Dole fanden wir einem Bäcker, bei dem wir uns belegte Brote mitnahmen, ein Supermarkt war – zumal vor neun Uhr – nicht verfügbar.

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Nach ein paar Kilometern am Kanal folgte die Strecke der Strasse und so fanden wir ein kleines Café, wo wir warme Getränke bekamen. Zwar war klarer Himmel, aber die Temperatur war gerade mal bei sieben Grad Celsius. Gleich daneben befand sich ein offener Supermarkt, so dass wir Vorräte auffüllen konnten und das mitgeführte Wasser mit Geschmack versehen.
Auf den letzten Kilometern am Kanal wurde der Belag noch etwas ruppig, dann ging es an der Saône ähnlich weiter. Wir setzen uns für unser Frühstück in die Sonne, Bänke gibt es an den Radwegen alle paar Kilometer.
Frisch gestärkt folgten wir dem Eurovelo 6, irgendwann kürzten wir aber über verkehrsarme Strassen ab. In Verdun s/le Doubs (das hat nichts mit dem Schlachtfeld des ersten Weltkriegs zu tun!) sahen wir zufällig ein offenes Restaurant und aßen Croque Monsieur zum Mittag. Keine 30km später durchfuhren wir noch Chalon sur Saône, wo wir am Weg nichts weiter fanden und so direkt zum Bahnradweg kamen.

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Der Radweg führt 70km bestens ausgebaut über diverse Dörfer – und im Gegensatz zum Kanalradweg findet man auch immer Gelegenheiten, sich gemütlich hinzusetzen und ein warmes oder kaltes Getränk nebst einer Kleinigkeit zu Essen zu bestellen. Das nutzen wir auch einige Male aus.
Das erste mal begegneten uns auch andere Radfahrer in nennenswerter Zahl, viele Rennradler, aber auch Freizeitradler. Tourenfahrer treffen wir allerdings keine.
Vielleicht 20km vor Macon wird es bergig, der Radweg folgt nur noch locker der alten Bahnlinie, es gibt ein paar Stellen mit Steigungen bis zu 15 Prozent und sehr engen Kurven. Als Belohnung kommt dann aber noch die Fahrt durch einen langen Tunnel – sehr spannend.
Wir buchen uns schnell noch ein Hotel in Macon, nach der Einfahrt in die Stadt biegen wir vom Track ab und fahren direkt dort hin. Nach über 160km nutzen wir das Buffet im Hotel aus, bevor es müde und satt ins Bett geht.

Track Dole – Macon

Frankreich 2014: La Molina – Platja d’Aro

In der Nacht war ich erst aufgewacht, weil ein Gewitter laut donnernd durchzog, morgens vor dem Wecker, weil Hunde lautes Gebell anstimmten, als die Sonne aufging. Insofern war die Nacht etwas kurz.

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Die Freuden eines ordentlichen Frühstücksbuffets liess ich mir nicht entgehen, speziell, da mir nach dem Losfahren als erstes eine kräftige Steigung bevorstand. Noch einmal ging es auf über 1800 Meter hinauf, dann wählte ich eine kleine Strasse in wunderschöner Landschaft für die erste Abfahrt nach Planes, bevor ich wieder auf die Nationalstrasse stieß und bis Ripoll weiter eine schöne Abfahrt genießen konnte.
Ab Ripoll folgte ich erst einem Bahnradweg, bis ich diesen verliess und ohnehin für meinen letzten Pyrenäenpass nochmal einen Aufstieg auf knapp über 1000 Meter anging. Von dort folgte eine wunderschöne Abfahrt über sanfte Kurven und mit mäßigem Gefälle, so daß ich wenig bremsen musste, trotzdem aber eine gute Geschwindigkeit bekam.
In Olot fuhr ich auf den Bahnradweg auf, der mich an die Küste bringen sollte. Wie erwartet, war dieser nicht asphaltiert, das war anfangs aber unproblematisch. Leider liess die Qualität bald nach. Regen war vor mir durchgezogen und hatte den Radweg teilweise in eine Matschwüste verwandelt. An einer Sperrung verliess ich den Weg und folgte fortan der Straße. Wegen eines leichten Gefälles kam ich sehr schnell voran.

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In Salt bzw. Girona versuchte ich es nochmal mit dem Radweg, gab aber bald genervt auf. Selbst die relativ befahrene Straße war allemale angenehmer zu fahren, zumal in Spanien die Straße kein Kriegsgebiet ist. Irgendwann machte ich eine Pause – die Straße wurde zu einer Art ausgebauter Bundesstraße. Ich hatte Bedenken, dort aufzufahren. Aber zum einen gab es wenig Alternativen – außer den matschigen Radweg – zum anderen verbot kein Schild die Auffahrt. Die Spanier überholten langsam, in weitem Bogen, selbst wenn ich auf dem (nicht allzu breiten, aber OK) Randstreifen fuhr. Und sie empfanden es offenbar als das normalste der Welt, daß dort auch Radfahrer unterwegs sind. Wenn gehupt wurde, dann freundlich, mit Daumen hoch und breitem Grinsen. Kein einziger reagierte genervt, selbst wenn er mal kurz hinter mir warten musste (enges vorbeidrängen kommt für Spanier nicht in Frage).
Irgendwann allerdings wurde die Straße dann zur Autobahn, gesperrt für Radfahrer – selbst auf den paar hundert Metern um eine Ausfahrt weiter zu kommen reagierte niemand sauer! – und ich musste auf den Radweg ausweichen, der hier halbwegs fahrbar war. Ich konnte ihn nach wenigen Kilometern verlassen und fuhr auf einer Straße nach St. Feliu weiter und dort erstmal für den obligatorischen Tweet auf die Mole.
Da St. Feliu nur einen kleinen Strand hat und ich im Mittelmeer baden wollte, suchte ich mir ein Hotel im nächsten Ort, Platja d’Aro. Platja heisst Strand – und davon haben sie hier auch einen ziemlich großen. Dieser liegt allerdings im Gegensatz zur Bucht von St. Feliu ungeschützt – und so traute ich mich abends allein im letzten Licht doch nicht in die tosende Brandung, die mir schon kniehoch fast die Beine wegriss.
Wenigstens war ich von der Gischt nass, zählt also auch als Bad. Nach einer Dusche im Hotelzimmer suchte ich mir ein Restaurant in der Nähe. Auf die Buffetschlacht in meinem Hotel (mit Alleinunterhalter, ihr dürft Euch das begeisterte Publikum vorstellen) hatte ich wenig Lust. Die Entscheidung war sehr gut, ich bekam zu Wellenrauschen sogar eine Paella sserviert (normal gibt es die erst ab zwei Personen).