Jura 2012: Freiburg-Basel-St. Ursanne

Langsam gewöhne ich mich an den Tourenrhythmus und so war ich nicht allzuspät wach und dennoch ausgeschlafen. Auch Jana war bald wach und ich bekam noch ein Frühstück serviert. Neben dem Packen änderte ich telefonisch noch die Reservierung für meine Rückfahrt und verließ Freiburg um kurz nach zehn Uhr.

Bei der Ortsausfahrt traf ich einen weiteren Radler, Kyle, der gerade mit neuen Taschen und dem Gepäckträger an der Gabel für seine große Reise experimentierte. Da wir einen Teil des Weges gemeinsam fuhren, hatte ich für die kommenden Kilometer einen Gesprächpartner, der sich auch als ortskundig erwies. Meine Planung (und auch Kyles Route) verlief hinter Freiburg zunächst durch hügeliges Gelände. Es sollte mir ein sanfter Vorgeschmack sein für das, was mich hinter Basel erwarten würde.

Irgendwann trennten wir uns und ich fuhr in die Ebene, um bei Neuenburg den Rhein zu überqueren. Anschließend musste ich diverse Kilometer auf eine Straße zurücklegen, die ohneFeiertg vermutlich unerträglich verkehrsreich gewesen wäre, bog dann aber bald auf einen gut ausgebauten Kanalradweg ein, der mich bis nach Basel bringen sollte.

Auf dem Weg machte ich noch Halt, trank etwas, konnte allerdings als einzige Nahrung ein Stück Kuchen erwerben. Nun denn, es reichte bis Basel. Vor der Einfahrt in die Stadt trad ich noch zwei Schweizer Liegeradler auf Nazca Fieros.

Nach ein paar Metern auf deutschem Boden ereichte ich die Schweiz. Als erstes besorgte ich mir Franken, dann ließ ich mich auf der Terrasse eines Restaurants nieder. Ich wurde gleich mit zwei wertvollen Erfahrungen konfrontiert: Erzählt kriegt man viel über die Schweizer Preise – wenn man das erste mal in seinem Leben für eine Portion Penne runde 18 Euro bezahlt schuckt man trotzdem. Und: Die Nudeln gab es nur, weil sie Mitleid mit dem armen Velopiloten hatten, normal wäre um diese Uhrzeit (kurz vor 15 Uhr) die Küche geschlossen gewesen und ich hätte nichts Warmes zu essen bekommen. Wenn das schon mitten in Basel passiert, dann sollte ich in den folgenden Tagen auf der Hut sein, wann ich beschließe zu essen.

In Basel selbst gab es einige kurze Rampen, außerhalb ging es auf der gut ausgeschilderten Veloroute 7, der ich nun bis Nyon folgen will, zunächst harmlos zu. Nach einer weiteren kleinen Kuchen- und Apfelschorlepause geht es dann mit dem Challpass das erste mal ans Eingemachte. 360 Höhenmeter auf 7km. Klingt zunächst harmlos. Allerdings ist die Steigung nicht gleichmäßig verteilt und zwischendurch geht es auch nochmal 60 Meter wieder hinunter. Am Pass biegt die Veloroute auf einen (nciht apshaltierten, aber fahrbaren) Waldweg ab, aus dem geht es irgendwann auf eine schöne kurvige Bergabstrecke.

Auf einem vergleichsweise flachen Abschnitt (kaum lange Steigungen, selten über 5% – weitab von den sieben bis neun Prozent davor über längere Abschnitte) wechsele ich so oft zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her, daß ich aufgebe meine heutigen Grenzübertritt zu zählen. Stattdessen halte ich die Augen nach einem Hotel oder ähnlichem offen – allerdings erfolglos: “Fermé Lundi et Mardi” (Dienstag und Mittwoch geschlossen – oder war es Montag und Dienstag? Egal – jedenfalls nicht auf). Ich spekuliere auf das offizielle Ende der ersten Etappe des Jura-Radwegs. An einer Einmündung geht es runter nach Courgenay – 2km bergab, die ich wieder bergauf muss, weil auch dort keines der Hotels offen hat. Es wird spät, Dämmerung setzt ein, die Temperatur fällt und ich bin ziemlich fertig. 8km bis St. Ursanne klingt nicht schlimm. 260 Höhenmeter auf 4km, einiges davon im Bereich deutlich über 10% fordern mich in diesem Zustand. Ich hoffe darauf, daß ich in St. Ursanne Glück habe, male mir schon aus, an Privathäusern zu klopfen und nachzufragen. Ich habe viel Zeit für diese Horrorvorstellungen auf dem Weg zum Pass, der mit einem freundlichen Tour-de-France-Schildchen gekennzeichnet ist.

Pass ist gut: Danach geht es nämlich bergab. Meine Schussfahrt wird neben Serpentinen durch die vor mir fahrenden Autos gebremst. Ein paar einzelne Wassertropfen enden zum Glück nicht in echtem Regen.

In St. Ursanne ist das zweite Hotel, an dem ich vorbeikomme (abseits meines eigentlichen Weges) geöffnet. Ich nehme ein Zimmer, kriege noch etwas zu essen und zu trinken – und bin glücklich, daß das jetzt so ausging. Und ich bin totmüde.

Südwest 2011: Mission Accomplished!

Mittwoch, 28.09.2011

Nur 110km stehen mir bis Barcelona bevor, ich lasse den Tag ruhig beginnen. Nach der ganzen Zeit in Frankreich ist das Hotel-Frühstück äußerst reichhaltig. Käse, Wurst, Obst, Müsli, gekochte Eier und vieles mehr. Da die Etappe erstmal mit ein paar Bergen startet, lasse ich es mir nicht nehmen, Energie zu tanken. Nach dem Frühstück suche ich mir noch einen Supermarkt, um frisches Wasser für Trinkflasche und Camelbak zu kaufen. Das Leitungswasser riecht stark verchlort, dem traue ich nicht über den Weg.

Der Weg rüber nach St. Feliu de Guixols ist zum Warmfahren, es geht nur über ein Hügelchen. Warm bin ich dennoch schnell, das Thermometer zeigt über 25°C und die Sonne brennt. Der nächste Abschnitt nach Tossa de Mar hat es dann schon mehr in sich. Die Küstenstraße windet sich in 100 bis 150 Metern Höhe an steilen Berghängen entlang und bietet immer wieder fantastische Ausblicke auf das Meer und die Buchten. Jedem Anstieg folgt auch eine Abfahrt, mehr als 5% bis 6% werden es kaum, so daß es auch mit Gepäck nie an die Grenzen geht.

In Tossa de Mar gönne ich mir lediglich eine kurze Entsorgungspause bei einer entsprechenden Gelegenheit am Busbahnhof, dann geht es auf den letzten bergigen Abschnitt nach Lloret de Mar, wo ich bei Sandwich und Cola kurz relaxe. Der Ort selbst ist die reinste Tourihölle, so daß ich ihm keine weitere Aufmerksamkeit widme und nach Blanes weiterfahre.

Mir wurde geraten, ab Blanes den Zug nach Barcelona zu nehmen, da ab hier weite Teile auf der N-II, einer großen Straße zurückzulegen sind. Ich aber lasse es mir nicht nehmen, natürlich auch den Rest der Tour aus eigener Kraft zurückzulegen. ZUnächst kann ich mich auf kleineren Straßen an der Küste entlang schleichen, ab Calella gibt es jedoch keine sinnvolle Möglichkeit mehr, um die N-II zu vermeiden.

Wegen der parallel verlaufenden Autobahn entpuppt sich diese Straße allerdings als gar nicht so schlimm, wie gedacht. Sie ist weniger stark befahren als ich befürchtet hatte, es gibt meist einen kofortablen Randstreifen. Und die große Anzahl Rennradler auf der Strecke (auch die wirklich schnellen!) sagt mir, daß es sich um eine gut fahrbare Route handelt.

Ich kome dementsprechend gut voran. Zwischen mir und dem Meer allerdings liegt eine Bahnstrecke und ich sehe immer nur Treppen, um auf die andere Seite zu kommen.

Nach Mataró ist Barcelona auch schon deutlich im Dunst an der Küste zu erkennen.

Ich hänge mich mit 32km/h bis 37km/h an eine gut funktionierende Gruppe Rennradler und frage dann kurz vor Barcelona nach der besten Möglichkeit, zum Strand rüberzukommen. Ich solle noch kurz mitkommen, dann würden sie mir zeigen, wo ich abfahren kann und einen Durchgang ohne Treppen finde. So kommt es auch, ich kann auf eine gut fahrbare Strandpromenade wechseln und an einer Stelle mit Dusche und relativ wenig Leuten schiebe ich die Speedmachine auf den Strand und gehe Baden. Das Meer ist hier wärmer als in Frankreich. Ich hoffe, daß dies nicht an den Abwässern der nahen Stadt liegt.

Für die Weiterfahrt nach Barcelona lase ich meine Radklamotten in der Tasche verschwinden, es geht in Shirt und Shorts weiter. Der Stadtverkehr ist quirlig, die Straßen groß und mit vielen Spuren. In solchen Situationen fällt mir immer wieder auf, daß es einen erheblichen Unterschied macht, ob man sich auskennt. Der gleiche Verkehr in Berlin würde mich kaum so verunsichern. Ich suche mir den Weg zum Port Olimpic, dem Olympia-Hafen. Diese sportliche Assoziation empfinde ich als den passenden Punkt, um offiziell angekommen zu sein.

19 Tage liegen hinter mir, davon zwei ganze und zwei halbe Ruhetage. 2263 Kilometer bin ich gefahren. Das sind im Schnitt knappe 120km pro Tag, bzw. 140km pro ganzem Fahrtag. Ein Platter, ein Speichenbruch, ein knackendes Tretlager und ein eingerissenes Griffpolster sind die Bilanz am Rad, alles  Kleinigkeiten, mit denen bei so einer Tour zu rechnen ist und keine Showstopper.

Ich fahre noch weiter, zum Hafen, zum Plaza Colon, die Ramblas rauf bis zum Plaza Catalunya und dann quer durch die Stadt zu einem Park, in dem auf Radwegen bis fast nach Cerdanyola del Valles fahren kann. Theoretisch, praktisch muss ich mich auf begleitenden Fuß-/Radwegen ein Stück durchschlagen, da der Park gesperrt ist. Schließlich komme ich bei Adrian an.

Auf dem Tacho stehen 133km.

Streckentest: Teilstrecke Hamburg-Berlin

Am 16.10.2010 findet das Zeitfahren Hamburg-Berlin statt – ich plane dabei zu sein. Rund 280 Kilometer von Altengamme bis nach Gatow gilt es gegen die Uhr und die anderen Teilnehmer zu fahren (oder auch mit ihnen zusammen). In den Regeln ist festgelegt, daß die Brücken bei Geesthacht und und Dömitz jeweils einmal zu queren sind, zudem ist in Dömitz ein Kontroll- und Versorgungspunkt. Diese Eckpunkte lassen zwar nicht viele, aber dennoch einige Optionen bei der Wahl der Strecke zu.

Ich entschied mich, ein paar Trainingskilometer mit dem Nützlichen zu verbinden und einen Teil der Strecke per Rad zu erkunden. An diesem Tage allerdings mit der Speedmachine, Manuel begleitete mich auf dem Rennrad. Wie fuhren mit der Bahn morgens nach Boizenburg, wo wir um 10:47 Uhr ankamen. Von dort ging es nach Lauenburg, wo wir die Elbbrücke querten und auf den Track des Streckenvorschlags einschwenkten. Und in den Gegenwind.

Daß das Rennen von Hamburg nach Berlin und nicht umgekehrt gefahren wird ist der Hauptwindrichtung geschuldet – aber an diesem Tag half alles nichts, der WInd blies mit Stärke vier bis fünf aus Südosten und damit unablässig von vorne. Die Strecke führt über offene, flache Landschaften mit wenig Schutz, so daß die Geschwindigkeiten selten über 26 bis 28 km/h lagen, oft auch deutlich darunter. Zudem nervte ein immer wiederkehrender leichter Regen, der erst im Lauf des Tages aufhörte und einem sonnigeren Wetter Platz machte.

Eine ausgedehnte Brunchpause legten wir in Bleckede ein, danach ging es weiter nach Neu Darchau. Hier zweigt der Routenvorschlag von der Landstraße auf eine ufernahe kleine Strecke ab. In Neu Darchau erwartet uns zunächst eine beampelte Wechselrichtungsbaustelle, die bei einem Rennen Zeit und Nerven kostet. Die Baustelle ist auch nicht auf dem Bürgersteig zu umfahren, es steht wirklich nur der enge Fahrstreifen zur Verfügung. Und nach der Baustelle geht es erst richtig los. Der Belag ist teilweise nicht sonderlich gut, vor allem aber hält die Strecke ab hier bis Hitzacker einige heftige Anstiege von sieben bis zehn Prozent bereit – und im Gegenzug auch Abfahrten bis zu 13%. Die Strecke ist interessant, aber bei einer Strecke von 280km würde ich auf dieses Intermezzo gerne verzichten. Zwar ist nach Höhenprofil auch auf der Umfahrung eine Steigung zu nehmen, diese scheint jedoch sanfter zu sein und vor allem scheint es nicht diesen wilden Wechsel zwischen Steigungen und Abfahrten zu geben. Die knapp 350 Meter Umweg sind es mir aber am Tag des Rennens wohl wert.

Hinter Hitzacker geht es auf einen schönen Radweg und die Strecke führte uns in weitem Bogen entlang der Elbe. Eine wirklich kürzere Umfahrung gibt es hier nicht, die Strecke am Deich bietet vor allem den Vorteil fast frei von Autoverkehr zu sein. Der Radweg führt dann auch auf die B191 und die zu querende Brücke bei Dömitz. Dort weichen wir vom Track ab (und umfahren die beim Rennen relevante Kontrollstelle), um im Ort zu essen. Viel gibt es nicht, wir finden aber einen Laden, wo es Döner, Pizza und Aufläufe gibt.

Hinter Dömitz teste ich ein paar kleine Abkürzungen, wirklich jeweils nur wenige hundert Meter, aber dafür arm an Autoverkehr. Der Gegenwind hat mich heute allerdings einige Körner gekostet. Zudem kommt der Sonnenuntergang und es wird dunkel. Ich habe eine gute Beleuchtung, Manuels Lampe reicht zwar, läd aber nicht wirklich zu längeren Dunkelheitsfahrten ein.

In Wittenberge schauen wir noch, ob die Eisenbahnbrücke zu queren ist, dort finden wir allerdings nur eine mit Zäunen und Gittern abgesperrte Baustelle, so daß dieser Weg wohl ausfällt und ab hier der vorgeschlagene Track wieder angesagt wäre. Wir biegen heute allerdings in Richtung Bahnhof ab und machen uns auf den Rückweg nach Berlin.

Der Tag war anstrengend mit dem Gegenwind und damit sicher ein gutes Training. Trotz anderen Materials hoffe ich sehr stark, daß mir sowohl Regen als auch Gegenwind am 16.10. erspart bleiben. Wind würde (nicht nur) mich stark bremsen, mehr als ein bischen Regen werde ich mir nicht auf dem M5 CrMo Lowracer antun.

Große Motivation – auch wenn ich persönlich mit meiner Kondition noch weit von solchen Leistungen entfernt bin – gab mir übrigens die Geschichte von David, einem weiteren Teilnehmer von Hamburg-Berlin, der beim Prenzlauer Hügelmarathon die große Runde mit einem deutlichen Vorsprung vor der ersten Gruppe Rennradler beendet hat. Irgendwann möchte ich auch mal die nötige Trainingsdiszplin haben, um mir solch einen Spaß zu gönnen!

Hamburg-Berlin 2010 Streckentest

Tour zum StoppOmat Meißen

Samstag Morgen gegen halb neun trafen sich diverse Rennradler. Tom hatte zur Tour zum StoppOmat Meißen aufgerufen. StoppOmaten sind im wesentlichen zwei Stempelautomaten, einer am Beginn und einer am Ende einer definierten Strecke, die zur Freude der Rennradler oft mit einer netten Steigung gespickt ist. Es wird die Zeit an Start- und Endpunkt auf eine Karte gestempelt, man kann den Namen eintragen und die Zeiten werden dann auf der StoppOmat-Website veröffentlicht, was einen netten Konkurrenzkampf ergibt.

Wir waren 14 Leute, 13 Rennradler und ich mit meiner Rennliege. Die Fahrt ging nach Falkenberg (Elster), so daß vor dem StoppOmaten schon eine gut 75km lange Anfahrt stand. Es ging bis Meißen relativ flach auf schönen Straßen mit wenig Verkehr, einen großen Teil entlang der Elbe. Die wunderschöne Landschaft lenkte das ein oder andere mal vom Fahren ab, doch die Gruppe fuhr recht harmonisch zusammen. Ich hielt mich anfangs meist am Ende auf, auch weil ich mich erstmal mit meinem neuen Spielzeug, dem Garmin Edge 705, und seiner Navigation anfreunden mußte. Später traut mich mich dann auch streckenweise vorweg zu fahren, nur in den Orten mit vielen Abbiegungen überließ ich die Führung dann erfahreneren Leuten.

In Meißen erwartete uns nach der Elbüberquerung der erste Anstieg. Ich hatte mit dem M5 Lowracer noch nie mehr als die Steigungen der Havelchaussee überwunden und so war ich mir nicht sicher, ob es denn funktionieren würde. Auf der ersten knackigen Steigung stellte sich heraus: 12-14% Steigung sind (über begrenzte Zeit) machbar, nur enge Kurven darf es da nicht geben: Mit der Rennliege kommt man um enge Kurven nur mit genügend Geschwindigkeit. Im Schleichgang bei kräftigem Treten auf Kopfsteinpflaster stoppt einen die Kurve. Zu meiner Überraschug konnte ich auf den ca. 10% nach der Kurve noch immer anfahren, so daß ich den Anschluß nicht allzu sehr verlor (und zwei Leute kamen auch noch nach mir oben an).

Hinter jede fiese Steigung hat man ja zum Glück eine belohnende Abfahrt gesetzt, so daß ich anschließend in Richtung Constappel lediglich Sorge hatte, ob die Bremsen den Spaß mitmachen würden. Machten sie. Zum Glück.

In Constappel steht der StoppOmat. Aufgrund der Erfahrungen vorher verzichtete ich auf das Ziehen einer Karte, ich dachte mir, ich kann froh sein, wenn ich überhaupt fahrend oben ankäme. So startete ich als erster auf die viereinhalb Kilometer lange Strecke. Irgendwo wurde ich dann vom ersten (Peter) und vom zweiten (Andreas) Rennradler überholt, die den Berg wie die Irren hochholzten, da hatte ich wahrlich mit meinem schweren Stahlrenner keine Chancen. Und kurz vor dem Ende der Strecke sprang beim Schalten auch noch die Kette von der Umlenkrolle ab, was mich sicher ein bis zwei Minuten kostete. Zu meiner Überraschung wurde ich nicht weiter überholt, ich weiß aber nicht, mit wieviel Abstand die nachfolgende Starter losgefahren sind.

Gestempelt hatte ich nicht, laut GPS-Log hab ich 14:37 Minuten für sie Strecke gebraucht. Ohne technische Probleme wären also sicherlich 13 Minuten drin. Mit der Zeit wäre ich zwischen den Anwesenden noch nichtmal so wahnsinnig negativ aufgefallen. Muß ich wohl irgendwann nochmal probieren – es finden sich sicherlich ein bis zwei Mitstreiter.

In Klipphausen stellten wir fest, daß die geplante Gaststätte geschlossen hatte, wir warteten noch kurz auf zwei Leute, die die Stopp-O-Mat-Strecke zweimal gefahren sind – einmal ganz leicht und einmal mit ihren Utensilien. Nachdem es da aber Kommunikationsprobleme gab entschieden wir, in Richtung Meißen zu fahren und dort einen SMS (SuperMarkt-Stopp) vorzunehmen. Zwischen uns und Meißen lag noch eine ziemlich heftige Abfahrt über eine kleine Straße mit mäßigem Belag und die Umfahrung einer Baustelle. In Meißen am Lidl mit Bäcker gab es schließlich die verdiente Pause mit Energiezufuhr und unsere beiden verlorenen Mitfahrer fanden sich auch wieder an.

Auf einer leicht abgewandelten Strecke (gegenüber der Hinfahrt) ging es dann nach Falkenberg (Elster) zurück. Ca. 15km vor dem Bahnhof kam eine graue Wolke, die uns mit dunklem Grollen und hellen Blitzen darauf aufmerksam machte, was sie in sich hatte. Das Tempo zog etwas an und so schafften wir es, mit nur wenigen Regentropfen am Bahnhof anzukommen – kurz nach dem Eintreffen dort fing es dann aber richtig an. Ein Teil der Gruppe versorgte sich im örtlichen Supermarkt, ich ging mit ein paar anderen zur Pizzeria, wo nicht nur wir, sondern auch unsere Räder trocken standen.

Die Rückfahrt war wieder pünktlich und problemlos. Eine schöe Tour. Fast 170km mit einem 28,8er Nettoschnitt standen am Ende auf dem Tacho – und kumuliert gute 1000  Höhenmeter.

Schweden/Dänemark: Bökevik-Växjö

Wildes Camp am MorgenIn der Nacht hatte es geregnet und so waren die Zelte morgens naß. Herrschte anfänglich auch noch etwas Dunst, sonst kamen aber schon bald wieder die ersten Sonnenstrahlen durch. Es half jedoch nichts, wir mußten die Zelte im nassen Zustand zusammenpacken. Vor der Abfahrt frühstückten wir noch aus unseren Vorräten gemütlich auf dem Steg des freundlichen Schweden, bei dem wir am Vortag nach dem Platz gefragt hatten, dann machten wir uns auf.

Wir hatten mittlerweile beschlossen, schon an diesem Tag den Abzweig ins Inland in Richtung Växjö zu fahren, zunächst führte uns unsere Route aber noch nach Ronneby. Dort fragte Manuel zuallererst nach einer Post, um überflüssiges Gewicht loszuwerden und nach Hause zu schicken. Eine freundliche Schwedin half beim Finden der Post, beim Kauf der Kartons und bot auch noch an, daß wir bei ihr (sie arbeitete bei einer Sozialstation des Roten Kreuzes) Packband und andere Utensilien haben könnten. Wir waren ein weiteres mal überrascht von der unglaublichen Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen in diesem Land.

Das Packen dauerte eien Weile, aber es hat sich gelohnt: runde 8kg unnötigen Gepäcks schickte Manuel per Post nach Hause (kein billiges Unterfangen), einiges aus unseren Lebensmittelvorräten spendeten wir den Mitarbeitern der Sozialstation.Manuel reduziert das Systemgewicht Anschließend versorgten wir uns mit ein paar leckeren schwedischen Stückchen Gebäck und dann ging es los in Richtung Inland.

Nicht weit hitner Ronneby fing der langsame Anstieg an, in Wellen ging es auf gute 180 Meter hinauf – und die Gewichtsreduzierung zeigte bei Manuel Wirkung, er konnte sofort besser dranbleiben, wenn ich die Berge hinaufpedalierte. Wir folgten zuerst der Straße 27 landeinwärts, stark befahren aber an dieser Stelle ohne wirkliche Alternativen. Erst bei Hallabro entschieden wir uns, auf eine kleinere Straße auszuweichen, auch wenn sich der Weg etwas verlängerte und wir wieder Schotterpisten fahren mußten – aber die schwedische Landschaft genießt man eben doch lieber abseits des Autoverkehrs.

Bei Tingsryd fahren wir wieder auf die 27, die Alternativen bringen uns sonst weit vom Kurs ab. Wir merken auch bald, daß ein Würstchen und ein paar Teilchen an einer Tanke zwischendurch keine adäquate Ernährung darstellten und müssen ob der anhaltenden Hügellandschaft das erste mal auf dieser Tour mit einem Superzündi (Power-Gel für die nicht Eingeweihten) nachhelfen.

Als wir uns Växjö nähern beginnt der Regen. Naß beschließen wir wegen der ohnehin feuchten Zelte, im Tourist-Info nach einem Vandrarhem zu fragen, ohne Erfolg allerdings, die sind alle ausgebucht. Die Campingplätze in der Nähe sind unbesetzt. WSchweden, Inland - so wie man sich das vorstelltir beschließen zunächst einmal in der Stadt etwas zu essen, was sich als gute Entscheidung erweist, denn es hört auf zu regnen. Ich checke auf dem Notebook die Umgebung und wir wollen unser Glück mit wildem Camping in einem nahegelegenen Waldstück versuchen.

In dem Waldstück gibt es allerdings kaum geeignete Fleckchen um zwei Zelte aufzubauen – und an den halbwegs geegnete Stellen kommen ständig Autos mit Jugendlichen vorbei, was keinen ruhigen Schlaf verspricht. Wir drehen ab und nehmen Kurs auf einen Campingplatz außerhalb von Växjö, nahe der 27, die uns am nächsten Tag weiterbringen soll.

Der Campingplatz ist relativ leer, aber ein paar Camper sind noch in den Wagen. Wir bauen leise unser Zelt an irgendeiner Stelle auf, denn um diese Zeit ist natürlich keiner mehr an der Rezeption. Im Zelt ist es erfreuklich warm und trocken, so schlafe ich auch diesmal wieder gut in meinem dicken Schlafsack. Und ich bin froh, ein paar Gramm mehr mitzuhaben und mich gegen den wesentlich kleineren und leichteren Sommerschlafsack entschieden zu haben.

02.09.2009 Bökevik-Växjö