Jura 2012: Strasbourg-Freiburg

Heiterer Himmel, die Sonne weckt mich, als sie durchs Fenster scheint. Schnell sind meine Dinge gepackt und ich bin ein paar Minuten früher als geplant fertig fürs Frühstück. Auch Klaus ist schon fertig, so daß wir vor acht am typisch französischen Frühstücksbuffet sind. Typisch französisch heißt vor allem: recht dürftig ausgestattet. Zum Glück gibt es Müsli, so daß nebst ein paar Scheiben hellen Brotes mit vorwiegend süßem Belag zumindest eine kleine Grundlage zusammenkommt.

Wir verlieren wenig Zeit und sind früh auf der Piste. Auf schnellstem Wege fahren wir an den Rhein-Rhone-Kanal, wo mir das Fahren ja schon auf der Südwest-2011-Tour viel Spaß gemacht hatte. Als wir an der Stelle ankommen, wo ich letztes Jahr vom Kanal abbiegen mußte, stelle ich überrascht fest: Der Radweg geht jetzt am Kanal entlang weiter. Nagelneu, frisch eröffnet, in meiner Velomap noch nicht verzeichnet (da gibt es etwas nachzutragen, wenn ich nach Haus komme). An jeder Brücke fragen wir uns, ob es das jetzt war – und dann geht es doch wieder weiter. Kilometer um Kilometer.

Da das Frühstück nicht ewig reicht, wollen wir einen Bäcker suchen. Bei Schwobsheim stellen daraufhin ersteinmal fest, daß zwar der Radweg in bester Qualität weitergeführt wurde, eine Abfahrt auf die kreuzende Straße aber nicht besteht. Bei Hessenheim finden wir einen Schotterweg, auf dem wir zur Straße kommen – in Hessenheim gibt es jedoch keinen (offenen) Bäcker. Man verweist uns ins nahe Marckolsheim, daß ich ja von der letztjährigen Tour als Übernachtungsplatz kenne. In Marckolsheim gibt es eine Boulangerie/Patisserie, so daß wir je ein belegtes Baguette nebst Getränk und Eclair erstehen und erstmal kurz Pause machen.

Hinter Marckolsheim geht der Radweg am Kanal zunächst befestigt, aber nicht asphaltiert, weiter.Ab Artzenheim kommt ein kleines Stück Asphalt, an der Abbiegung des Colmar-Rhein-Kanals wechseln wir jedoch auf die D468, gleich nach Kunheim gibt es aber schon wieder einen Kanalradweg am Canal de Neuf-Brisach.

Diese alte Festungsstadt lassen wir uns nicht entgehen, ich wollte sie mir ja diesmal etwas genauer anschauen. Klaus dagegen entscheidet sich, bis nach Basel durchzufahren und so trennen wir uns hier.Ich schaue mir die Festungsanlagen an, fahre im inneren Verteidungswall entlang, wage mich auch mal auf die Festungsmauer und gönne mir noch einen Snack.

Bei der Rheinüberquerung werfe ich einen Blick auf das Panorama der Berge. Da ich seit Neuf-Brisach nicht mehr so recht in einen runden Tritt kam, keimt die Frage auf, ob meine Idee die richtige war, hinter Basel den Jura bezwingen zu wollen. Ich schiebe meinen Zweifel allerdings das typische Motivationsloch, das ich meist am zweiten oder dritten Fahrtag verspüre.

Die Fahrt nach Freiburg führt mich über den Tuniberg. Gemessen an der Umgebung nur ein Hügel, aber mit ein paar satten Anstiegen, die es zu bezwingen gilt. Die Abfahrt geht gefühlt viel zu schnell vorbei, vor allem weil sie in einer scharfen Kurve endet, wo all der Schöne Schwung zum Heizen der Bremsen draufgeht.

Bei der EInfahrt nach Freiburg fahre ich auf den Dreisradweg, lege noch eine kurze Pause in der Innenstadt ein, bevor ich mich mit Jana treffe, die mir heute ein Quartier bietet. Ich kriege noch eine kleine Stadtführung geboten – inklusive Aufstieg auf den Schlossberg, wo man vom Aussichtspunkt einen schönen Blick über Freiburg und die Umgebung hat. Nach ausführlichem Essen beim Italiener geht es dann Heim und ich falle bald müde ins gemachte Gästebett.

Jura 2012: Germersheim – Strasbourg

Ich packte gleich nach dem Aufwachen meine Taschen, großes Gepäck habe ich diesmal ja nicht dabei, und ging zum Frühstück. Auch dies zog ich nicht zu sehr in die Länge, war ich doch schließlich mit Klaus um halb zehn in Germersheim am Rheinufer verabredet. Fünf Minuten vor der Zeit trudelte ich ein, Klaus war schon da. Der Himmel war grau und die 31°C vom Vortag standen nicht auf dem Tacho – angenehm war es trotzdem mit knapp 16°C am Rheinufer, 17°C abseits des Ufers bereits.

Gemütlich fuhren wir los, folgten dem Rheinradweg. Bei Leimersheim ging es auf die Umleitung, die ich nach einem Check im Internet schon in meiner Planung hatte. Die fehlende Brücke soll übrigens erst 2014 wieder ersetzt sein. Schon auf meiner Südwest-2011-Tour im September mußte ich die Umleitung nehmen. Bis Wörth ist der Weg weitestgehend unspektakulär. Hat man die Umleitung hinter sich, fährt man noch ein Stück hinter dem Deich entlang, dann umquert der Weg ein großes Industriegelände und schlängelt sich auf teils absurden Pfaden durch Wörth, bis er am Ortsausgang unter der Brücke nach Karlsruhe wieder auf den Fluß trifft.

Dort machten wir eine kleine Pause – und prompt kam Martin, der mich im letzten jahr ja schon von Karlsruhe nach Strasbourg begleitet hatte, nebst Mitfahrer angeschossen. Nach einem kurzen Plausch war klar: ab hier fahren wir als Vierergruppe ein Stück weiter. Ortskundige Führung ist einiges Wert, selbst mit vorbereitetem GPS-Track. Und das Fahren in der Gruppe erwies sich als perfekte Idee, denn mit der herauskommenden Sonne frischte auch der Wind auf – natürlich von vorn. Das Reisetempo pendelte sich nichtsdestotrotz auf gute 27km/h ein und im engen Verband folgten wir auf der französischen Seite dem Weg.

Zum größten Teil führt dieser als Radweg oder zumindest kaum befahrene Straße hinter dem an dieser Stelle beachtliche Ausmaße annehmenden Deich entlang. Die Aussicht ist nicht besonders, viel Abwechslung gibt es nicht. Mit dem Queren der französischen Grenze nimmt allerdings die Rennraddichte erheblich zu und im Gegensatz zum September fuhren jetzt im Frühling auch viele Reiseradler, meist allerdings älteren Semesters, hier entlang.

Martin hatte irgendwann einen Platten am Hinterrad, dank Monoschwinge war das Problem (schlechte Qualität des Schlauches, Ersatz) dann aber schnell behoben. Die Gruppe Rennradler, die uns derweil überholt hatte kriegten wir schon nach wenigen Kilometern wieder ein. Ein anderer Rennradler („da strengt sich der Pirelli aber an!“) zog zuerst an uns vorbei, wurde aber nach dem Überholvorgang drastisch langsamer, so daß wir nach wenigen hundert Metern wieder an ihm vorbeizogen. Keine Ahnung, ob die alle keine Lust zum Spielen hatten (mit den bepackten Tourenrädern wären wir sicher leichte Beute gewesen) oder ob die vom Gegenwind doch mehr geschlaucht wurden, als wir.

Einen Original Elsässer Flamkuchen (herrlich!) gab es als Snack, zwei Riegelpausen. Dicke war die Versorgung seit dem Frühstück für mehr als 100km nicht gewesen, als wir in Strasbourg ankamen. Also setzten wir uns in der Innenstadt in ein Restaurant – bei mittlerweile 27°C und Sonne natürlich draußen … doch am am Horizont sahen wir schon die dunklen Wolken auf uns zuziehen und kurz bevor unser wohlverdientes Essen kam sicherten wir bei einsetzendem Regen die Räder und flüchteten an einen Tisch im Inneren des Restaurants. Draußen brach der die Hölle in Form von Starkregen los – und das Regenradar verhieß auch für den weiteren Weg nichts Gutes. In der Regenpause trennten wir uns von unserer Begleitung, die in Richtung ihrer deutschen Heimat fuhren, Klaus und ich suchten uns ein Hotel in der Nähe unserer weiteren Strecke und radelten los.

Als uns ein paar Tropfen trafen und eine schwarze Wand am Himmel drohte bogen wir in eine große Busstation mit Überdachung ein, was sich als gute Wahl erwies: der nächste Starkregen nebst Gewitter prasselte hernieder, aber wir blieben trocken.

In der folgenden Regenpause erreichten wir unser Hotel, die Räder konnten wir mit aufs Zimmer nehmen – und draußen ging kurz nach unserer Ankunft der nächste Starkregen nieder. Nach über 130km mit einem 23er Tachoschnitt mit Gepäck gegen den Wind (dank nochmal an Martin, der uns tapfer den größten Teil der Strecke zog!) ruhten wir uns erstmal aus.

SPEZI 2012: Die Messe

Der Morgen im Gasthof begann gemütlich. Beim Frühstück traf ich auf weitere SPEZI-Besucher, die bereits meine Speedmachine entdeckt hatten. Das angeregte Gespräch führte schließlich auch dazu, daß ich später als ursprünglich geplant von Bellheim nach Germersheim fuhr. Das erwies sich allerdings als nicht allzu schlimm, denn mittlerweile war die sonst zur Öffnung sehr lange Schlange an den Kassen wieder deutlich geschrumpft.

Als erstes verschaffte ich mir einen Überblick in Halle 1 und 2, erkundete das Außengelände und machte einen Abstecher in Halle 3. Oft viel spannender als die Stände der großen Hersteller sind die Räder, die im ganzen Bereich an den verschiedenen Laternen und Zäunen abgestellt sind. Ein solche Masse von Liegerädern, Velomobilen und anderen Konstruktionen findet man sonst nichteinmal bei Rennen auf einem Haufen, denn hier ist vom Prototypen und der Einzeleigenanfertigung über die Alltagsfahrzeuge bis zur Rennmaschine einfach alles vertreten.

Und was die SPEZI daneben noch ausmacht: Die Leute, die man trifft. Unbekante, mit denen man über das ein oder andere Rad ins Gespräch gerät, Leute, die einem schon auf der letzten SPEZI über den Weg liefen und natürlich die altbekannten Gesichter derer, die man eigentlich auf allen Veranstaltungen dieser Szene immer wieder trifft.

Die Stände waren diesmal etwas anders verteilt, mir fehlte ein wenig die Velomobil-Schaufläche. Die üblichen (deutschen) Branchengrößen waren im gewohnten Ausmaß vertreten, die niederländische Fraktion hatte sich deutlich verkleinert. Natürlich dominierten weiterhin die Trikes das Angebot, schade daß die normalen Liegeräder dadurch an vielen Stellen etwas in den Hintergrund treten. Neben ein paar Neulingen hatte vor allem Troytec einiges an Innovation und Änderung der Produktpalette zu bieten, bei den größeren Herstellern beschränkte es sich an vielen Stellen eher auf Detailverbesserungen – oder es ging um den Trend der Elektroräder.

Für mich persönlich war vor allen Interessant, in diesem Jahr endlich auf dem Azub Max mit 80mm-Federgabel probefahren zu können (im letzten Jahr hatte ich ja nur die Chance mit Starrgabel zu fahren). Leider blieb mir nicht genug Zeit, das auch nochmal an sandigen oder geschotterten Wegen auszutesten, da vertraue ich aber meinem letztjährigen Urteil, diesmal wollte ich es vor allem von Geometrie und Höhe wissen, wenn die Federgabel dazu kommt. Definitiv: Das Azub Max ist dann hoch. Bei den ersten paar Versuchen anzuhalten war immer ein gewisser Überraschungseffekt dabei, wenn das Bein dann doch noch nicht am Boden war. Aber schon nach ein paa Minuten Gewöhnung ging das problemlos. Der Konfort mit soviel Ferderweg und den großen Reifen ist unvergleichlich, aber auch die Fahrstabilität des Rades überzeugte mich wieder. Ein Azub Max mit Tiller-Lenker und ausgewählten Federkomponenten kann ich mir sehr gut als Rad auch für ausgiebige Touren abseits geteerter Straßen vorstellen.

Abends setzte sich die Fraktion der twitternden Berliner Liegeradler noch zu einer guten Paella zusammen, nach guter Unterhaltung und vielen Eindrücken von der Messe ging es für mich nicht allzu spät zurück nach Bellheim.

SPEZI 2012: Die Anfahrt

Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo meine Frühjahrstour ja am Rhein entlang zur SPEZI führte, wählte ich in diesem Jahr die SPEZI als Startpunkt einer kleinen Tour. Die Fahrt nach Germersheim – oder in die Nähe – mit der Bahn ist von Berlin aus allerdings eine zeitfressende Angelegenheit, wenn man ein Fahrrad dabei hat und keinen ICE nutzen kann. Ich vermeide gern häufiges Umsteigen, auch wenn es dann gerade auf dieser Verbindung noch etwas länger dauert: Morgens um kurz nach halb neun ging es mit dem IC nach Hannover, dort hatte ich fast eineinhalb Stunden Aufenthalt, bevor es gegen 12 Uhr dann in Richtung Heidelberg weiterging. Die Zeit nutzte ich für ein kleines Frühstück. In Hannover stiegen sehr viele Tourenradler in den IC nach Heidelberg. Ungewohnterweise ging das trotzdem sehr zivilisiert und stressfrei vonstatten – und die meisten stiegen schon in Göttingen wieder aus, so daß sich die Situation deutlich entspannte.

Um 20 nach vier kam ich in Heidelberg an und hatte noch knapp 50km Fahrt nach Bellheim vor mir. Das Regengebiet war mit ein wenig Tröpfelei über den Zug hinweggezogen und so war es zwar bewölkt, aber mit fast 25°C angenehm warm und trocken.

Die Ausfallstraße aus Heidelberg war nicht gerade der Spaß: Laut und nervig, der begleitende Radweg bot einige Schikanen. Doch zum Glück bog ich bald auf den Eurapradweg ab und hatte dann viele straßenfreie Kilometer vor mir. Zwar gab es ein paar nicht asphaltierte Stellen, diese waren aber gut befestigt und problemlos fahrbar.

Irgendwann sah ich in der Ferne eine bunt bekleidete Gruppe vor mir und wähnte dort Rennradler bei einer Pinkel- oder Riegelpause – als ich näher kam erkannte ich dann allerdings, daß es sich um Erntehelfer bei der Arbeit handelte. Tja, das war nix mit dem Windschatten.

Erst südlich von Hockenheim führte mich meine Strecke wieder über Straßen, meist gut fahrbare begleitende Radwege oder sehr ruhige Landstraßen ohne großen Verkehr.  Vorbei am Kernkraftwerk Philippsburg fuhr ich bei Germersheim über den Rhein. Bei der Fahrt durch die Stadt machte ich eine kurze Aufwartung auf dem SPEZI-Gelände, nach nichtmal zwei Stunden Fahrt erreichte ich mein Quartier in Bellheim.

Ich legte nur kurz das Gepäck ab, dann fuhr ich zurück nach Germersheim und kehrte beim Pre-SPEZI-Treffen im Ruderclub Rhenania ein. Dort traf ich auf viele altbekannte Gesichter der letzten Jahre und auch Klaus hatte sich bereits eingefunden. Nach einem guten Essen machte ich mich allerdings nicht allzu spät auf den Weg zurück nach Bellheim, denn ich war recht müde.