Nach einem guten Frühstück in Heusden machte ich mich auf den Weg. Ich hatte mit wegen meiner Schaltungsprobleme ein paar Fahrradläden auf dem Weg herausgesucht – merkte aber, dass in den Niederlanden sehr viele davon am Montag geschlossen hatten. Der erste war – trotz anderer Angaben in Google Maps so einer. Der zweite auf meinem leicht umgeplanten Weg war offen und hilfreich. Er konnte meine Diagnose, dass das Schaltauge angebrochen war, bestätigen. Ersatzteile hatte er nicht, auch nicht der Laden im Ort, den mir der freundliche Mechaniker empfahl.
Da Schaltaugen leider alles, nur nicht sonderlich standardisiert sind, suchte ich im Internet nach Händlern, die sich mit der Speedmachine auskennen und wurde in Eindhoven bei De Liggende Hollander (“Der liegende Holländer”) fündig. Ich rief dort an und er bot mir an, für mich heute seinen Laden zu öffnen und konnte ein passendes Schaltauge auftreiben. Welch ein Glück! So plante ich also meine Fahrt um mit einem Umweg über Eindhoven. Die Fahrt durch die Loonse und Drunense Duinen – eine Dünenlandschaft mitten im Land – ließ ich mir dennoch nicht nehmen. Anstrengend war die Fahrt trotz der flachen Landschaft, denn ich vermied es, allzu oft zu schalten. Würde das Schaltauge brechen, dann könnt ich nicht mehr weiter fahren.
In Eindhoven wurde dann das neue Schaltauge eingebaut, gerichtet, auch eine in Mitleidenschaft gezogene Kettenrohrhalterung wurde getauscht. Danach schaltete die Speedmachine wieder wie neu und es fühlte ich deutlich besser an beim Fahren.
Ich legte eine Route Richtung Herentals. Das ursprüngliche Tagesziel Leuven hatte ich wegen des erheblichen Umwegs aufgegeben. Wegen einsetzenden Regens machte ich eine Pause mit Kuchen und Kakao, bis der Regen etwas weniger wurde. Leider fuhr ich dann mit dem Regen mit bzw. wieder mitten rein, so dass es nicht ganz trocken blieb.
Kurz vor Herentals schaute ich nach Unterkünften und plante auf Oevel (Westerlo) um. Dort hatte ich ein sehr nettes B&B aufgetan. Dort angekommen duschte ich und zog mich um. Da es im Ort nichts gab, nahm ich das Angebot der Gastgeberin, mich mit dem Auto nach Geel zu fahren und später wieder abzuholen gerne an. Nahverkehr oder irgendeine Infrastruktur (Läden, Restaurants) gab es in Oevel nämlich nicht.
Die Rückreise hatte ich nicht geplant, denn ich war nicht sicher, wie weit ich wirklich kommen würde und wann ich dann in Lissabon sein würde. Als ich Dienstag Abend ankam und damit einige Zeit hatte, kam ich doch nochmals auf die – eigentlich verworfene – Idee zurück, die Rückreise mit der Bahn anzutreten.
Erste Hürde: die offizielle Variante der Radbeförderung im Nachtzug Lissabon-Hendaye ist, dass man ein Zweierabteil allein belegt und das Rad mit ins Abteil nimmt. Die Zahl der Abteile ist begrenzt, ich Donnerstag oder Mittwoch war nichts mehr zu haben, so blieb mir Dienstag oder Freitag. Ankommen und gleich in den Zug und das Cabo da Roca auslassen war keine Alternative, also Freitag. Und damit ein knackiger Fahrplan.
Nachtzug Lissabon-Hendaye
Freitag gegen halb zehn abends ging es los, der Zug ist dann um etwa halb zwölf mittags am nächsten Tag in Hendaye. Rad fährt im Schlafwagenabteil mit. Mit einem Aufrechtrad eng, mit dem Liegerad hat es was von Tetris.
Fahrrad im Nachtzugabteil
TGV Hendaye-Paris
Nach circa eineinhalb Stunden Aufenthalt in Hendaye geht es mit dem Duplex (Doppelstock) TGV weiter nach Paris. Für Fahrräder gibt es ein begrenztes Platzkontingent, das auch gern im sonst platzarmen Zug von Mitreisenden für ihr Gepäck genutzt wird. Ein früher Einstieg empfiehlt sich, da die Fahrt von Start- bis Endbahnhof geht ist es aber machbar. Reservierung ist Pflicht. Die Fahrt endet kurz nach 18 Uhr in Paris Montparnasse, es folgt ein Bahnhofswechsel.
Fahrrad im Duplex-TGV
TGV Paris-Lille
Mit dem älteren einstöckigen TGV geht es weiter nach Lille. Im früheren bekam ich keinen Radplatz mehr, also nahm ich den um kurz vor 21 Uhr, der kurz nach 22 Uhr in Lille Flandres ankommt. Das Rad steht im Radabteil an der Spitze des Zuges relativ bequem. Eigentlich Hängeplätze, diese sind aber für Liegeräder zu kurz. Das Abteil war sonst leer, daher konnte es seitlich am Gepäckregal stehen. Reservierung wie in allen TGV obligatorisch.
Fahrrad im einstöckigen TGV
Übernachtung Lille
Mit dem früheren Zug wäre eine Weiterfahrt nach Antwerpen noch möglich gewesen, zu meiner Ankunftszeit nicht bzw. nur bedingt sinnvoll, auch weil sich Müdigkeit breit machte. Ich nahm ein Hotel in Lille.
TER/IC Lille-Antwerpen
Mit dem TER, der in Belgien zum IC wird, geht es um kurz nach neun am Sonntag morgen weiter von Lille Flandres nach Antwerpen Centraal. Das Fahrrad fährt in einem extra Gepäckabteil, das vom Personal geöffnet (und verschlossen) wird. Eine Reservierung ist nicht notwendig bzw. möglich, viel Platz für Räder ist aber nicht. Ankunft in Antwerpen ist um kurz vor halb zwölf.
Fahrrad im belgischen TER/IC (“Gumminase”)
IC Antwerpen-Amsterdam
Im niederländischen IC geht es nach ca. 20 Minuten Aufenthalt weiter nach Amsterdam. Es gibt ein Radabteil mit breiten Türen an der Spitze des Zuges, eine Reservierung ist nicht möglich oder nötig. Der Zug erreicht Amsterdam Centraal um kurz nach halb zwei.
IC Amsterdam-Berlin
Im deutschen IC fahre ich um 15 Uhr weiter nach Berlin. Eine Reservierung ist obligatorisch, der Zug ist mit einem großen Radabteil ausgestattet, das teilweise Hängeplätze bietet. Ankunft in Berlin Hauptbahnhof ist kurz vor 22 Uhr.
Sonst wohl eher als Monteursunterkunft genutzt, bot unser Hotel am Morgen ein deftiges und mehr als ausreichendes Frühstück. Rührei mit Speck, 3 gekochte Eier für zwei Personen, eine riesige Wurst- und Käseplatte, literweise Tee und Kaffee, 8 Brötchen und diverse Marmeladen. Da es sich allerdings mit einem zu sehr gefüllten Magen schwer fährt, schafften wir nur einen Bruchteil davon.
Um kurz nach neun ging es dann wie üblich los. Nach wenigen Kilometern haten wir auf Wirtschaftwegen Deutschland verlassen, was sich sofort in der extrem guten Fahrradinfrastruktur und den zivilisierteren Teilnehmern im Straßenverkehr positiv bemerkbar machte. Wir wechselten jetzt auch auf größere Straßen, jeweils mit guten Radwegen oder Radspuren und begannen Kilometer zu fressen. Ewig ging es auf dem nun flachen Land geradeaus, teils vielleicht etwas langweilig, aber dafür kamen wir gut voran – das Ziel stand zwar noch nicht fest, aber wir wollten so nah es geht an Amsterdam herankommen.
An Maaseik durchfuhren wir einen kleinen Zipfel Belgiens. Auch hier sehr gute Radspuren, aber der Unterschied in der Wegequalität nach dem endgültigen Wechsel in die Niederlande war unverkennbar. Entlang großer Nationalstraßen oder auf Wegen parallel der Autobahn preschten wir bis Eindhoven durch, wo wir in einer Tankstelle unsere Energievorräte etwas auffüllten. Weiter ging es dann bis ‘s-Hertogenbosch auf ähnlichen Wegen. Zwischendurch gab es einige kleine Umleitungen, die waren aber meist gut ausgeschildert.
‘s-Hertogenbosch durchrollten wir im langsamen Kulturtempo, aber letztlich wollten wir weiter und im richtigen Tourenmodus sind wir beide kaum aufnahmefähig für touristische Highlights. Hinter der Stadt wurde unsere Wegppanung aber dann ruhiger: Auf dem Massdeich fuhren wir nach Heusden, einer kleinen Festungsstadt, die ich ich schon einige male besucht habe und immer wieder faszinierend finde, dort machten wir die erste ausgiebige Pause in einem Café nach gut 130 Kilometern.
Die Bergsche Maas überquerten wir auf einer Brücke. Die folgenden Kilometer fuhren wir zumeist auf Straßen, die auf den Deichkronen entlang führen. Afgedamte Maas und Waal passierten wir auf Fähren. Auf sehr schönen Radrouten ging es dann bis Nieuwegein, wo wir eigentlich noch eine Fähre nehmen wollten, die allerdings nicht mehr fuhr, so daß wir über die nahe Brücke ausweichen mussten. Wir hatten uns ein Hotel am Rande von Utreecht gebucht, was wir nach knapp 175km erreichten.
Nach dem Duschen und Umziehen wollten wir in der Utrechter Innenstadt noch etwas essen, allerdings waren wir wenige Minuten nach 22 Uhr dort – und um 22 Uhr hatten alle Küchen geschlossen. So mussten wir im Bahnhof den Spätkauf plündern, nach so einem langen Tag nicht ideal. Aber mit diesen restriktiven Öffnungszeiten hatte ich in einer Stadt dieser Größe einfach nicht gerechnet.
Als wir morgens in der Jugendherberge aufwachen ist das Wetter draußen noch etwas grau, aber es ist trocken und die Wolkendecke hat leichte Strukturen, ein gutes Zeichen, daß sie irgendwann aufreißen wird. Sonnencreme gehört auf jeden Fall zum Morgenritual. Die Taschen stehen gepackt im Zimmer, als wir zum Frühstück gehen, wo wir uns mit einem anderen Radfahrer unterhalten, der in die entgegengesetzte Richtung fährt und vom Vennbahnradweg berichtet.
Nach dem Losfahren erwartet uns zunächst mal eine Steigung in den Ort hinein, wo wir auf den hier noch nicht fertig gestellten Vennbahnradwed einschwenken. “Nicht fertig gestellt” heisst, es ist eine provisorische verdichtete Decke vorhanden, auf der man problemlos fahren kann, asphaltiert wird später. Allerdings geht es auch jetzt erst einmal weiter aufwärts, wenn auch mit der sanften Bahnradwegsteigung.
Wo der Weg fertig gestellt ist, ist er mit Liebe zum Detail und teils großem Aufwand, bis hin zu aufwändigen Brückensanierungen, angelegt. Wo sich zwei Banhstrecken im spitzen Winkel treffen, sind schöne Abbiegungen ausgeführt, auf denen man selbst mit einem Kinderanhänger noch bequem rangieren könnte. Allerding merken wir auch, daß der Feiertag und das mittlerweile sonniger und wärmer werdende Wetter eine Menge Ausflügler anzieht.
An einer Stelle, wo wir eine Umleitungüber Straßen fahren müssen (was natürlich auch gleich wieder knackige Steigungen bedeutet), treffen wir einen älteren Herren mit KTM-Rad (aber Rohloff!), der uns erzählt, daß er vor wenigen Jahren, mit 72, den Jakobsweg mit diesem Rad gefahren sei. In 13 Tagen, fast 175km pro Tag im Schnitt. Respekt, in dem Alter möchte ich auch noch so fit sein!
Weil wir an einer Stelle die richtige Auffahrt auf den noch nicht ausgeschilderten, da noch nicht komplett fertiggestellten, Radweg nicht finden, müssen wir nach einem Stück Schotterweg durch einen Graben klettern und die Räder gemeinsam auf den Radweg wuchten – alles ist besser, als noch länger auf dem Schotter festzuhängen. Der Weg selbst ist fertig, allerdings ist an den Straßenübergängen die farbige Markierung noch nicht getrocknet, das ist der Grund für die fehlende Freigabe. Wir schieben auf wenige Centimeter breiten Stücken das Rad um die Absperrungen herum.
Irgendwo, wo auf dem Bahndamm noch Schienem liegen (die Baufahrzeuge zum Umbau auf Asphalt stehen schon bereit) verpassen wir die Umleitungsbeschilderung, weil wir nicht auf die auffälligen gelben Schilder gepolt sind. Zur Strafe führt unser Weg über die nächste 10%-Steigung auf einem nicht asphaltierten Waldweg. Aber selbst hier wird die Pinkelpause zur Herausforderung, denn allein sind wir auf dieser Streke bei weitem nicht. Wanderer und Mountainbiker grüßen allenthalben. Über einen mit Gras zugewachsenen Weg wollen wir doch nicht, also noch ein Kilometer Schotter, immerhin bergab, bis wir die offizielle Umleitung wiedertreffen und kurz vor Kaltherberg auf einen perfekten Weg stoßen. Allerdings gilt auch von hier bis Mönchau: Noch mehr Steigung, auf über 600 Meter geht es hinauf, die höchste Stelle unserer Tour.
Da irgendjemand von einer Sekunde auf die andere bei Micha den Energiehahn zudrehte und auch ich langsam Huger verspürte, suchten wir eine Stelle, wo wir den Kocher auspacken könnten – bevor wir eine fanden, fanden wir einen Imbiss, den wir stattdessen nutzten. Ab hier ging es nun endgültig bis Aachen ins Gefälle. Zunächst galt es noch, zwei Kilometer nicht asphaltierten (aber gut verfestigten) Weges zu absolvieren, absichtlich wegen der Feuersalamander, die auf dunklem Asphalt nicht überleben würden. Dann aber folgte schönster Babypopoasphalt bis nach Aachen. Trotz des zunehmenden Feiertagsverkehrs, können wir über weite Strecken mit über 40km/h fahren. Lediglich Velotorculus generalis, zu dem sich zunehmend auch Velotorculus electricus gesellt, stellt ein Problem dar. Das einzig wirklich sinnvolle Verhalten, wenn wir mit freundlichem klingeln auf einen anstehenden Überholvorgang aufmerksam machen wollten, legte unter gefühlten 2000 Menschen ein geistig behindertes Mädchen an den Tag, das sich umschaute und uf der rechten Wegseite ohne großes Chaos ruhig weiterlief. Ansonsten die üblichen Reaktionen: 2 Radfahrer fahren nebeneinander auf voller Wegbreite. Einmal klingeln, der linke fährt nach rechts, der rechte nach links. Bremsen, nochmal klingeln, nächster Versuch. Fußgänger bestätigen meine Theorie des Dualen Reaktionismus: Sie reagieren entweder gar nicht oder springen panisch ins Gebüsch.
Kurz vor Aachen kommt uns noch ein Langlieger entgegen, kurzer Gruß, dann ist man aneinander vorbei. In Aachen selbst gönnen wir uns eine Pause mit Kuchen und Koffein, bevor es in Richtung Heerlen geht. Auf dem Weg aus der Stadt treffen wir noch einen Flux-Fahrer, natürlich auch Germersheim-Besucher und Forumsmitglied. Micha hat genügend Kaffee getnkt, um noch einen MTBler herauszufordern, ich bremse den Wettkampf diesmal allerdings aus. Es ist sonnig und warm und nach dem ständigen Beschleunigen auf dem Bahnradweg bin ich eher für gemütliches Fahren zu haben.
In den Niederlanden macht Micha erste Erfahrungen mit der hervorragenden Fahrradinfrastruktur, die wir in den kommenden Tagen nutzen können. Wir durchfahren einen Naturpark, dann sind wir auf ruhigen Wirtschaftwegen unterwegs in die westlichste Gemeinde Deutschlands, wo wir in Tüddern zufällig am Wegesrand ein Schild “Fremdenzimmer” sehen und so unser Nachtquartier finden.
Wir wachen früh auf und nutzen die Chance auf ein Frühstück gleich um acht Uhr früh, die gepackten Taschen haben wir aus dem Zimmer gleich mitgenommen. Draußen wird es allerdings immer grauer und fängt schließlich an zu regnen. Nach dem hervorragenden Frühstück mit frischem Obst und auch sonst guter Auswahl bieten wir den anderen Gästen, zumeist auch Radtouristen, vor dem Fenster des Frühstücksraumes ein nettes Schauspiel, als wir uns in die Regenklamotten zwängen. Um kurz nach neun Uhr schließlich geht es los. Wir wissen, daß der Regen langsam nördlich zieht und wir – falls wir gut vorankommen – eine gewisse Chance haben, ihm zu entfliehen.
Nach der Querung der Saarbrücke biegen wir auf einen Radweg mit nassem rotem Sandstein und ziemlichen Steigungen ein. Die Räder sind dreckig, die Bremsen kratzen – aber die Alternative wäre die befahrene Bundesstraße auf der anderen Seite der Saar. Bei Taben-Rodt geht es zurück auf diee östliche Saarseite, an der Bundesstraße läuft hier ein Radweg: linksseitig, nur durch einen schmalen Strich und Straßenbegrenzungspfähle von der Straße getrennt, auf der beständig PKW und LKW langdonnern und ihre Gischt über uns verteilen. Wir sind froh, als der Radweg endlich abgesetzt am Ufer der Saar verläuft, auch wenn man im Tal dem Lärm von Verkehr und Industrie nur schwerlich entkommt über weite Strecken.
Unter einer Brücke bei Saarburg mache ich dann eine Umziehpause, der Regen hat so nachgelassen, daß man unter den Regenklamotten nasser wird als ohne. Auf zum Glück eher ruhigen Wegen geht es dann weiter bis Konz, wo wir die Saar zweimal auf Brücken queren und ein kleines Stück an der Mosel weiterfahren, bevor wir an die Sauer abbiegen. In Langsur kehren wir schon um 11:30 Uhr zum Mittagessen bei einem Italiener ein. Anschließend wechseln wir auf die Luxemburgische Seite, wo der Radweg sehr viel schöner als auf der deutschen Seite ist.
Kaum sind wir wieder zurück in Deutschland, bemühte sich der Radroutenplaner, die Radfahrer so gut wie möglich von der – eigentlich recht ruhigen – Landstraße fernzuhalten. Das klingt auf den ersten Blick in Ordnung, allerdings führt es in einem engen Tal dazu, daß man ständig zwischen 20 und 40 Höhenmetern mit Steigungen bis zu zehn Prozent zu bewältigen hat. Die ständigen Lastwechsel ermüden, zmal man auf den kurvigen Wegen die Abfahrten kaum sinnvoll nutzen kann. Wie der durchschnittliche Flußradweg-Tourist solche Wege bewältigen soll, wenn es uns schon an die Grenzen bringt, ist uns nicht klar. Bei einer Kuchenpause in Mettendorf erzählt uns die Verkäuferin ungefragt, daß die viele Radtouristen von dieser Routenführung zutiefst genervt und abgeschreckt sind. Sie empfiehlt uns auch, bis Neuerburg auf der Landstraße zu bleiben. Wir beherzigen den Rat und kommen so relativ gut nach Neuerburg durch.
Ab Neuerburg setzt zwar wieder Regen ein, allerdings entschädigt uns ein perfekt ausgebauter Bahnradweg für die Strapazen. Mit sanften 1,5% geht es über viele Kilometer bergan. Ab Dreis jedoch folgt mit dem gleichen Gefälle eine gut 20-minütige Abfahrt bei durchgehend 35km/h auf dem Tacho. Als wir eine scharfe Abbiegung auf dem GPS sehen, denken wir schon: schade, das war’s. Aber der Weg zweigt einfach auf den nächsten Bahnradweg ab! Wieder bewältigen wir einen dieser Bahnweg-typischen sanften Anstiege – leider ist zwischendurch ein Tunnel gesperrt, so daß wir mit einer kurzen aber knackigen 12%-Steigung über eine schlect ausgeschilderte Umleitung über den sonst durchquerten Berg müssen. Schließlich werden wir aber nochmal mit einer guten Viertelstunde Abfahrt belohnt.
Ab ca. 10km vor St. Vith fahren wir dann größtenteils auf Landstraßen. Es ist sehr hügelig und zehrt nocheinmal an unseren Kräften, bevor wir in der Jugendherberge von St. Vith einkehren. Im Ort suchen wir uns noch ein Restaurant – und entscheiden uns für den vermutlich langsamsten Chinesen der Welt.
1200 Höhenmeter auf 145km Strecke liegen hinter uns – und wir ziemlich müde in den Betten.